Taumeln zwischen Selbstsabotage und Selbstliebe: KeKe veröffentlicht „just for fun“
Sechs Songs, von denen drei schon vorab veröffentlicht wurden, umfasst das schöne Teil und man kann guten Gewissens sagen, dass sich das Warten gelohnt hat. „just for fun“ lässt sich am besten als wunderbares Potpourri an Genres, Sounds und Ästhetik beschreiben. Schon im „Intro“ wird klar: KeKe hat sich viel Zeit genommen um sich selbst zu reflektieren und dekonstruieren. Auf einem reduzierten und düsteren Trapbeat spricht sie von dem Start ihrer Karriere, von selbstzerstörerischem Verhalten, Drogenmissbrauch und von fehlendem Rückhalt in der Industrie. Außerdem prangert sie zurecht an, dass das doch sehr intime Thema Mental Health zu einem Trend geworden ist und von Medien wie sämtlichen Kreativ-Industrien ausgeschlachtet wird.
Ein weiteres Thema ist Bodypositivity, das nicht zuletzt im House-angehauchten Song „Thick“ angegangen wird: „In love with all these cams / my body on-demand / but my body ain’t a trend / das ist meine Existenz / Überall wird abgespeckt / Doch my demenour, passt perfekt / Ja ich liebe, wie ich bin / Was schwere Knochen? Das ist Fett“. Apropos Fett: Fuckboys und Rapper kriegen in „DMs“ ihr Fett weg, denn KeKe geht mit ihren enttarnenden Lyrics da hin wo es fragilen Männer-Egos wehtut.
Im weiteren Verlauf der facettenreichen EP geht es um romantische Gefühle und den Zweifel an ebenjenen sowie um Betäubung und den oben erwähnten Missbrauch von Substanzen. „Vertigo“ ist ein Manifest über die eigene Selbstsabotage und den Versuch aus dem ewigen Kreislauf aus Drogen, künstlichen Höhen und fast schon lebensbedrohlichen Tiefs zu entkommen. Mit dem mindestens genauso introspektiven Outro „Schuld“ kriegt KeKe die emotionale Kurve und schafft es, dem/der Zuhörer:in zu vermitteln, dass sie inzwischen zu Selbstakzeptanz gefunden hat. „Schuld“ bildet dabei den perfekten Abschluss für so einen wilden inhaltlichen Ritt und dient gleichzeitig als Bestandsaufnahme von KeKes aktueller Lebensrealität/Mindset.
„Connection und Community sind das wichtigste für mich„
Abschließend lässt sich festhalten, dass der Titel „just for fun“ auf mehreren Ebenen trügerisch ist. Weder die Lyrics noch das Soundbild klingen so, als wären sie einfach nur aus Jux entstanden – auch wenn jeder Song auf seine Art und Weise überaus viel Laune bereitet (Natürlich je nach Thema eine andere Laune) und KeKe selbst sagt, dass sie einfach wieder Musik machen wollte, ohne Druck zu verspüren. Über die EP sagt KeKe selbst übrigens Folgendes: „Fast alle Songs sollen den Leuten zeigen, dass sie mit gewissen Thematiken nicht alleine sind. Mir persönlich hat sowas nämlich immer selber sehr geholfen. Wenn ich mich in der Geschichte einer anderen Person wiederfinden konnte. […] Das klingt so banal, aber eigentlich ist es das nicht: Ich wünsche mir, dass sich die Leute durch die EP mit mir connecten können. Connection ist eine der elementarsten Erfahrungen unserer menschlichen Existenz. Und wenn ich schaffe, mit Songs eine Verbindung aufzubauen, dann ist das huge für mich! Vor allem in einer Welt, die immer ich-fixierter ist. Connection und Community sind das wichtigste für mich.“ Schenkt man „just for fun“ die angemessene Aufmerksamkeit, wird einem direkt klar, dass KeKe ihre Mission auf jeden Fall erfüllt hat.
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