Überraschungserfolge, Fernweh und Coming-Out in der BRAVO
Hallo zusammen!
Ach, was hätten wir uns alle gefreut, wenn Rosalía mit „Lux“ in der vergangenen Woche auf Platz 1 der Albumcharts gelandet wäre! Aber wir sind ja hier immer noch in Deutschland – und deshalb besetzte natürlich diese Patriotismus liebende, aus Südtirol stammende, musikalisch links klauende und rechts blinkende Band namens Frei.Wild die 1. Die sind bekanntlich die legitimen Erben jener Strategie, die die Onkelz einst etabliert haben: tieftöniges, raspelkehliges Abgrenzen und Aufspielen, das unterm Strich oft nur schlecht verkleidetes Rumopfern ist, das man – zugegebenermaßen recht clever – zu einer Vermarktungsstrategie machen kann, die in Deutschland bei Bands wie den genannten und populistischen Arschlochparteien ja sehr gut funktioniert. Während aber die Onkelz bei all dem zumindest hin und wieder (leider) noch starkes Songwriting hatten, gegen das sich viele nicht wehren konnten, sind Frei.Wild wirklich nicht mehr als uninspirierte Kopisten, die mal bei Revolverheld klauen (man höre nur das seifige „Fürchte dich nicht“, das uns persönlich in seiner Beschissenheit durchaus in Furcht versetzt), mal bei den Onkelz („Für immer untrennbar“) und mal bei den frühen Ärzten („Montag ist ein Scheisstag“).
Bei Frei.Wild erkennt man aber ebenso deutlich, dass ihr Frontmann Philipp Burger als Produzent und Songwriter auch im Schlagergame ziemlich umtriebig ist. Er schrieb zum Beispiele Schunkler wie „Ein Mensch wie ein Bergwerk“ für „die singende Altenpflegerin“ Daniel Alfinito (Tochter bzw. Nichte von den Die-Amigos-Mitgliedern), „Nur ein Augenblick“ für die Kastelruther Spatzen sowie „Unter Gottes Sonne“ oder „Land in Sicht“ für Mr. „Jenseits von Eden“ Nino De Angelo. Mit Mia Julia beackert Burger seit ein paar Jahren auch die Partyschlager-Schiene. Für sie schrieb er „Weihnachten daheim“, „Weil sie für immer ist“, „Lebe, liebe, fühle“, „Wir lassen unsere Herzen in die Luft fliegen“ und „Ich ficke gern!“ Der Chorus der letztgenannten Nummer geht übrigens so: „Ich ficke gern, ich, ich ficke gern / Ich fick‘ mich gern auf einen andern Stern / Ich ficke gern, ich, ich ficke gern / Ich fick‘ mich gern auf einen andern Stern / Ich ficke gern, ich, ich ficke gern / Ich fick‘ mich gern auf einen andern Stern / Ich ficke gern, fick‘, fick‘, ficke gern / Ich ficke gerne, also.“ Das F-Word wird in diesem Banger, der knapp über drei Minuten lang ist, übrigens ganze 43 Mal genannt. Tja, immer geil, wenn ein Mann so ein Lied für eine Sängerin schreibt …
Aber hey: Jeder Rant ehrt diese Band ja eigentlich mehr, als wir das wollen. Heute haben wir ihn mal rausgelassen, weil Frei.Wild Rosalía von der Charts-Thronbesteigung abgehalten haben, aber ab jetzt versprechen wir hoch und heilig, dass uns die Band wieder absolut egal ist. Widmen wir uns also guter Musik …
Felix Jaehn trifft LUNA: Überraschungserfolge, Mental Health und Coming-Out in der BRAVO
DJ und Produzent:in Felix Jaehn und Singer-Songwriterin Luna kennen sich zum Zeitpunkt unserer Titelstory zwar noch nicht gut, haben aber beide das Gefühl, auf derselben Wellenlänge zu sein. Es braucht nicht lange bis sich herausstellt – hier haben sich zwei gefunden! Von Gemeinsamkeiten als Artists, die ihre Zugehörigkeit zur LGBTQIA+-Community in ihrer Kunst stark thematisieren bis hin zu den großen Unterschieden zwischen dem DJ-Dasein von Fee und den Songwritingsessions bei Luna führen die beiden Wahlberliner:innen ein unterhaltsames Gespräch in der queeren Berliner Bar „Das Stück“.
Unsere Lieblingssong der Woche
Jassin begeisterte uns schon 2024 auf „unserem“ Konzertabend beim Reeperbahn-Festival, wo er vor allem die Songs seiner starken Debüt-EP „Kinder können fies sein“ spielte. Seitdem wird er mit jedem Song besser und zeigt immer neue Facetten: „Wann trennt ihr euch“ ist eine ergreifende, moderne Ballade über das langsame Auseinanderbrechen der Ehe der Eltern – ein Thema, zu dem ja leider viele einen Bezug haben. Newcomerin Shelly Coral hat mit „von anfang an“ ihre dritte Single draußen und schafft es, seit ebenjenem Anfang erstaunlich starke Songs zu veröffentlichen. Nils Keppel ist einer jener Künstler, die den NNDW-Sound in den letzten Jahren groß gemacht haben. Mit „Fremder Traum“ teil er einen weiteren Song aus seinem für 2026 geplanten Debütalbum „Super Sonic Youth“ – was für ein Titel übrigens!“ Mit „CHUCK“ hat Eleni Drake vor einigen Tagen ihr neues Album veröffentlicht und zeigt auf ihrem neuen Song „Ripples“, wie wir mit unseren eigenen Fehlern umgehen können. Newcomerin Carla Ahad hat gerade ihr Debütalbum „junges ding“ veröffentlicht – und mit „Austern im September“ einen der besten Songs daraus als Single ausgekoppelt.
Countless Feelings But So Few Words

Nachdem uns Orbit im August 2025 nicht nur mit seiner Single „Youth/ Summertime” versorgt, sondern auch sein Debütalbum angekündigt hat, hat das Warten nun endlich ein Ende gefunden. Am vergangenen Freitag veröffentlichte der Musiker „Countless Feelings But So Few Words”.
Der Indie-Elektronica-Künstler begeistert Fans von Anfang an mit wabernden Instrumentals und lieferte in den vergangenen Jahren immer wieder Singles, die wie sanfte Wellen daherschwammen. Zwischen elektronischen Synths und leichten Klavierklängen zeigt Orbit nun zum ersten Mal auf Albumlänge, wie seine musikalische Vision zum Leben erweckt wird. Mit übersteuerten Klängen und Gesangsschnipseln bauen sich die Songs fast schon wellenartig auf und wieder ab.
Short der Woche: Haftbefehl bringt Reinhard Mey in die Charts
Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!