Videopremiere: Hund präsentiert mit „Kalter Rauch“ sein Hyperpop-Debüt auf Deutsch
Hund ist Laurenz Neumann aus dem österreichischen Wels – aber Hund ist auch mehr als die Person, die hinter dem neuen Projekt steht. Hund ist eine Kunstfigur, deren neues Musikvideo zum Song „Kalter Rauch“ heute bei uns Premiere feiert. Ein erstaunlich organischer Hyperpop-Banger, mit innovativen Visuals, die von Caroline Polacheck inspiriert wurden.
Kein unbeschriebenes Blatt
„Kalter Rauch“ ist nicht der erste Song von Hund, aber der erste auf dem Laurenz Neumann auf Deutsch singt. Zuvor kam im Juli schon „Jim and Pam“, noch so eine kreative Alt-Pop-Nummer, die unser aller liebstem Büro-Pärchen gewidmet ist. Und auch davor war der Newcomer kein so unbeschriebenes Blatt, wie seine (noch) leere Diskographie vermuten lässt.
Wer sich die Mühe macht, jede noch so verwinkelte Ecke des Internets abzusuchen, findet heraus das Laurenz Neumann zuvor schon mit anderen Projekten aktiv war. Mit befreundeten Musiker:innen hat er in den Bands Candy Man’s Chocolate Bar und Purple Brain seine ersten Erfahrungen gemacht und später dann in Form von Misirloux ein erstes Solo-Projekt gestartet. Hier begann Laurenz bereits mit viel Sample-Zauberei und elektronischen Einflüssen von seinen Indie-Wurzeln abzuweichen und diese Reise geht nun mit Hund weiter – wieder solo, denn so hat Laurenz die komplette Kontrolle über den künstlerischen Prozess und das Produkt, das am Ende heraus kommt.
Lass uns vor die Hunde gehen
Sein neues, zweites Produkt heißt „Kalter Rauch“ – und zeigt, dass alle vorherigen Schritte in diesem Werdegang nicht umsonst waren, sondern ihren Teil zu der ausgereiften Vision beigetragen haben, die uns nun von Hund präsentiert wird. Die Single startet mit synthetischen Beats aus dem Drum Computer, die gemeinsam mit der Vocoder-Stimme an Indietronica-Acts der 2010er, aber auch an Bon Iver oder Francis And The Lights denken lässt. Die Hook zerschlägt dieses sanft-elektronische Sound-Gerüst dann in tausende Stücke: Metallische Snares hämmern auf einen imaginären Amboss, fette Synth-Bässe und aufgekratzte Arpeggios bestärken uns in der Vermutung, dass Laurenz Neumann bestens mit Flumes Futurebass und dem frühen Hyperpop aus dem P.C. Music-Camp vertraut ist. Dazu singt er: „Komm, lass uns vor die Hunde gehen / Sie fressen uns bestimmt nicht auf“, und liefert damit fast schon so etwas wie einen Titelsong für das neue Projekt Hund.
Futuristischer Look dank Data-Moshing
Diese Sound-Explosion spiegelt sich auch im Video, das von Hauer & Baere umgesetzt wurde. Hier sehen wir den Musiker erst in einer idyllischen Naturkulisse, umgeben von bemoosten Felsen und Wasserfällen. Mit dem mächtigen Drop wird diese Szenerie dann zunehmend manipuliert und kippt ins Synthetische. Die Technologie dahinter nennt sich Data-Moshing. Dabei wird mit der Komprimierung der Videoaufnahmen gespielt, sodass die Bilder in Pixelfragmente zerbrochen werden und förmlich zerfließen.
Dieses Stilmittel sehen wir dieser Tage in vielen Hyperpop-Musikvideos, 2016 wurde es schon prominent von A$AP Rocky eingesetzt. Auch Hund wurde von einem anderen Musikvideo inspiriert: „Die Idee zum Musikvideo wurde unter anderem von Chairlifts (Band von Caroline Polachek) Musikvideo zum Song Evident Utensil inspiriert, einem der ersten Musikvideos, die Data-Moshing verwendeten.“ Solche futuristischen Stilmittel verwendet Hund Seite an Seite mit gängigen Elementen, genauso wie in seinem Songwriting Konventionen aufgegriffen werden, nur um dann wieder verformt zu werden. Das Ergebnis ist erfrischend, ein lautstarker Startschuss für das Projekt Hund – und ein weiteres Indiz dafür, dass Hyperpop auf Deutsch gerade immer spannender wird.

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