Videopremiere: Tilman reißen ihre „Fassade“ ein
Bei dem Bandnamen Tilman könnte man fälschlicherweise denken, dass es sich hierbei um ein Soloprojekt von Sänger Tilman Kerber handelt – doch dem ist nicht so. Bei einer spontanen Jamsession lernen sich Namensgeber Tilman, Gitarrist Fabio und Schlagzeuger Peter kennen – und es funkt sofort. Nur zwei Wochen später spielen zwei Drittel der Band als Support der Gruppe Jeremias und testen ihr Live-Geschick. Schnell haben sie Blut geleckt und Bock auf mehr: eigene Mucke, eigene Shows, eigene Fans. Gemeinsam mit Bassist Malte Huck sperren sich die drei im Studio ein und basteln an ihrer erste eigenen EP „Blume im Grau“. Unter dem offiziellen Bandnamen Tilman veröffentlichen sie ihr Erstlingswerk dann im April 2021 und legen damit ordentlich vor.
Tilman – Blume im Grau
Nach gut elf Monaten Funkstille schicken Tilman nun das erste Lebenszeichen zurück und zwar in Form einer neuen Single samt Musikvideo. „Fassade“ heißt der Track und beruft sich ganz klar auf Tilmans Stärken: Minimalismus – zumindest zu Beginn. Songs wie „Zuckersüß“ und „Kurz vor der Frage“ lehrten uns nämlich bereits, dass die Gruppe für eine organische, aber zurückhaltende Instrumentierung steht und die wohlig-warme Stimme von Sänger Tilman ganz natürlich in den Fokus rückt. Gepaart mit poetischen Lyrics, die auch aus einem Sammelband stammen könnten, schmiegen sich ihre Songs um ihre Zuhörer:innen, wie eine flauschige Kuscheldecke und hüllen sie in Zufriedenheit ein. Es ist ein Gefühl unbeschwerter Leichtigkeit, das die Band ganz bewusst erzeugen möchte.
Tilman – Fassade
Doch „Fassade“ beweist, dass dieses Gefühl nicht ewig anhält – schon gar nicht, wenn „die Fassade bricht“. Die neue Single von Tilman erzählt von Selbsthass und Zweifeln, die aufkommen, wenn wir uns selbst Fehler eingestehen, den Spiegel vorhalten und damit das Selbstbild ein Stückchen zerstören.
„Der Song bedeutet mir sehr viel.“, erklärt Sänger Tilman kürzlich in einer Instagram Story. „Ich habe ihn nach einem Streit geschrieben, indem es unter anderem um meinen eigenen Egoismus ging. Den hatte ich bis dahin garnicht wahrgenommen. Ich dachte bis zu dem Zeitpunkt, ich wüsste wie ich auf meine Mitmenschen wirke (…).“ Genau dieser emotionale Switch und der Moment der Realisation drückt sich dann auch im Sound von „Fassade“ aus, wenn die Bilderbuch-ähnliche Fuzz-Gitarre einsetzt, Drummer Peter frei improvisiert und mit Fabio um die Wette spielt.
Die Single erscheint gemeinsam mit einem Musikvideo, bei dem Melancholie quasi vorprogrammiert ist, denn Sänger Tilman befindet sich auf der Fahrt durch die Nacht. Nach einer Raucher-Pause auf einer verfrorenen, winterlichen Wiese geht’s ab ins Auto und quer durch die Dämmerung in die Stadt. Wer oder was das Ziel ist, bleibt unklar.
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