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Videopremiere: Wohinn entfesselt mit seiner Debütsingle ein Hyperpop-Gewitter

Posted in: Premieren
Tagged: Wohinn

Wer die Bands kennt, in denen Jakob Hersch bisher schon beteiligt war, kann schon ahnen, dass die Ankündigung seines neuen Solo-Projekts Wohinn Grund zur Vorfreude ist. Als Teil von exzentrischen Bands wie Monako und Der Ringer hat der Hamburger in den letzten Jahren viele Stücke erschaffen, die Neues und Altes, Analoges und Digitales zusammenbringen und ansonsten oft schwer zu kategorisieren sind. Nun wagt Jakob unter dem Namen Wohinn einen Neuanfang, der mit der kreischenden Hyperpop-Debütsingle „Brenn mich aus“ angemessen vertont wird. 

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Der Ringer geht zu Boden

Vor fast genau einem Jahr hat Jakob Hersch mit seiner Band Monako nach zwei EPs unter dem Titel „Scared Of The Way I Move“ ein wunderschönes Debütalbum veröffentlicht. Zum Release haben wir die Band damals in Hamburg besucht, mehr über diese intimen kleinen Song-Welten zwischen Indie, Folk und Neo-Soul erfahren und wurden am Ende festlich bekocht.

Wenig später gab es dafür tragische Nachrichten, die ein anderes Projekt von Jakob angingen: Im April kündigte seine Band Der Ringer nach zehn Jahren eine Pause auf unbestimmte Zeit an. Auf Instagram hieß es damals: „Die XP Shows in Hamburg und Berlin werden für uns die letzten Konzerte auf unbestimmte Zeit sein. Das gleiche gilt für die Arbeit an neuen Songs. Für uns ist das schon eine Weile klar und wir wollen euch das nicht länger vorenthalten. Vor 10 Jahren ist btw unsere erste EP ‚Das Königreich liegt unter uns‘ erschienen. Now our cup is empty and that’s okay.“

Jakob Hersch formatiert sich neu

Aber wie schon zig Floskeln besagt haben, bietet jedes Ende auch die Möglichkeit für ein neues Kapitel – so auch im Fall von Jakob Hersch, der nun als Wohinn die Bildfläche erneut betritt. Seine Debütsingle ist dabei genau die flammende Introduction, die wir uns gewünscht haben.

„Brenn mich aus / Formatiere mich / Lösche mein’ Verstand / Weil das brauch ich nicht“. Diese Worte echoen in verschiedensten Stimmlagen wie ein Mantra durch den neuen Song und sind wegweisend für das, was das neue Solo-Projekt Wohinn ausmacht. Alles auf Anfang, alles anders, aber durchaus gespeist aus den Erfahrungen von allem, was davor war. Zu seinem Debüt erklärt Jakob: „Die Kernaussage des Songs ist für mich: Gewohnheiten und Ansichten zu hinterfragen und zu verlernen ist ein anstrengender, nicht endender Prozess mit ungewissem Ausgang – aber er lohnt sich. So kann sich alles immer verändern und das ist gut!“

Im Musikvideo von Leonard Vee und Pamier Hilal steht Jakob trotzig im strömenden Regen, wobei die peitschenden Breakbeats und Synthies eher so klingen, als wären es Scherben, die auf ihn einprasseln. Im flackernden Licht bewegt er sich fast manisch, während um ihn eine ganze Horde von schattenhaften Klonen durch die Gasse toben.

Perfektionierte Überforderung

„Brenn Mich Aus“ fordert schon in seinen ersten Sekunden unsere gesamte Aufmerksamkeit ein und kommt erst nach einer knappen Minute zu einer friedlichen Ruhe, in der eine Akustik-Gitarre den digitalen Sturm ausbremst. Aber dieser Waffenstillstand ist nur temporär: Stakkato-Beats aus New Jersey setzen ein, zertrümmern das weiche Soundbild in flirrende, scharfkantige Sample-Scherben. Sogar eine Sirene heult auf, wie um das finale Aufbäumen des Songs einzuläuten, das so klingt, als hätte Jakob Hersch sein ganzen Leben lang nur am perfekten Hyperpop-Sound getüftelt.

Kreischende Rave-Synthies verleihen dem Finale fast schon eine euphorische Note, während sich der Musiker im Video endgültig in Rage wiegt. Auf einen letzten Schlag der Kick-Drum ist der Spuk vorbei – die Klone, die ihn umgeben verblassen und schließlich verschwindet sogar Jakob selbst, als wäre all das nur ein wirrer Fiebertraum gewesen. Das Solo-Debüt von Wohinn entlädt sich mit einer Wucht, die man erstmal verarbeiten muss. Wenig später tritt dann aber ein neues Gefühl an Stelle der anfänglichen Überforderung: Der Wunsch nach mehr. Was auch immer Jakob Hersch in seiner Post-Ringer-Ära da gerade zusammen bastelt: Wir sind gespannt, wohinn die Reise führt.

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