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Max Raabe trifft Max Richard Leßmann: die Wellen vor Sylt und die Lieder der Zwanziger

Posted in: Titelstory

Der doppelte Max: Musiker, Podcaster, Instagram-Dichter und Autor Max Richard Leßmann hat gerade sein Romandebüt „Sylter Welle“ veröffentlicht; Bariton und Botschafter des 20er-Jahre-Chansons Max Raabe bringt Ende September das neue Album „Mir ist so nach dir“ raus. Beide verbindet: eine Kindheit und Jugend auf Sylt. Beste Voraussetzungen für ein Talk im Berliner Hotel Telegraphenamt über Sylt, die Liebe zum Wort und die Musik, die ein Leben prägen kann.

„Sylt ist eine schöne Insel, vor allem wenn man weg ist von Leuten.“ Diesen Satz sagt Max Raabe recht früh in seinem Gespräch mit Max Richard Leßmann. Damit widerlegt er gleich mal das Bild, das viele von der wohl teuersten Insel Deutschlands haben. Hier gibt’s nämlich nicht nur reiche Leute, die in den Dünen teuren Schampus schlürfen, sondern auch viel wunderschöne Natur und den ein oder anderen Rückzugsort. Aber warum reden die beiden bei ihrem Zusammentreffen im Berliner Hotel Telegraphenamt überhaupt über Sylt? Weil sie nicht nur der gleiche Vorname verbindet, sondern auch eine Jugend und Kindheit, die sie oft auf der Nordsee-Insel verbracht haben.

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Max Richard Leßmann: „Das Buch ist von meinen Großeltern und den skurrilen Leuten auf Sylt inspiriert.“

Max Richard Leßmann hat für sein Romandebüt „Sylter Welle“ entschieden, diese Kindheit fiktional aufzuarbeiten. Nachdem er im letzten Jahr das Best-of seiner täglichen, romantischen Instagram-Gedichte veröffentlichte (hier gibt’s unsere „Buch zur Woche“-Interview-Podcastfolge zu „Liebe in Zeiten der Follower“), beschreibt er „Sylter Welle“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch) im Interview so: „Meine Verbindung zu Sylt ist, dass ich die Sommer mit meinen Großeltern da verbracht habe. Ich bin in Husum aufgewachsen, an der Nordseeküste, also kurz vor Sylt. Meine Großeltern kommen aus Ostwestfalen und sind einmal im Jahr mit dem Wohnwagen nach Sylt. Auch um uns zu sehen. Von diesen Besuchen ist das Buch inspiriert – von meinen Großeltern und was da auf Sylt auch für skurrile Leute sind und so.“ Im Roman heißt der Erzähler ebenfalls Max und verbringt einen Sommer mit den Großeltern auf Sylt. Doch irgendetwas stimmt nicht mit seinem Opa Ludwig. Die kühle Patin der Familie, Oma Lore, will davon nichts wissen. Im Kern des Romans steht die Frage: Würden wir unsere Familienangehörigen auch lieben, wären sie nicht mit uns verwandt?

Max Raabe: „Ich war begeistert von den Wellen vor Sylt.“

Max Raabe verbrachte viele Sommer auf der Insel, weil seine Eltern ihn eine Weile jedes Jahr zu einer Jugendfreizeit nach Sylt schickten. Er verbindet viele schöne Erinnerungen mit diesem Ort und teilt die Einschätzung des anderen Max, dass die Wellen dort etwas Besonderes sind: „Ich war auch begeistert von den Wellen. Tatsächlich. Je höher, je besser und ich bin – da war ich elf oder so – nachts manchmal aus dem Fenster geklettert, über die Dünen gelaufen, habe mich in diese riesigen Wellen geschmissen und vor Angst und Glück geschrien wie am Spieß.“ Das sei „leichtsinnig“ gewesen, aber ganz wundervoll.

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Neues Album von Max Raabe kommt Ende September

Dass wir Max Raabe für diese DIFFUS-Titelstory gewinnen konnten, verdanken wir der Tatsache, dass er mit seinem Palast Orchester am 29. September sein neues Album „Mir ist so nach dir“ veröffentlicht. Anders als beim Vorgänger „Wer hat hier schlechte Laune“ aus dem Vorjahr, spielen sie nicht überwiegend Eigenkompositionen, sondern interpretieren Chansons und Schlager aus den 20er- und 30er-Jahren. Die Songs sind diesmal international – außer deutsch („Sie sind mir so sympathisch“, „Mir ist so nach dir“, „Unter den Pinien von Argentinien“) auch spanisch („Cubanacán“), französisch („La Mer“), englisch („Top Hat“) und italienisch („Un’ora sola ti vorrei“). Der Titelsong ist ein Hit aus der Zeit der Weimarer Republik von Leo Monosson, der bereits in einer früheren Staffel zu hören war. Max Raabe verrät in diesem Interview, dass die Arbeit für „Babylon Berlin“ den Ausschlag gab, dieses Album aufzunehmen.

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