Von der Metal-Band der Stunde zum Weltuntergang: Die besten neuen Metal-Releases
Spiritbox – Tsunami Sea
Lange heiß erwartet und gehyped, nun endlich da: Mit „Tsunami Sea“ haben Spiritbox den Nachfolger ihres gefeierten 2021er Debütalbums „Eternal Blue“ geliefert. Und damit den nächsten Stein auf dem Weg in den Metal-Olymp gelegt. Nie zuvor sind die verschiedenen Einflüsse der Band so organisch ineinander geflossen. Von Pop und R’n’B über Electronica bis Progressive Metal ist alles dabei. Und es funktioniert irgendwie: Nur wenige Bands könnten einen absoluten Metalcore-Brecher wie „Soft Spine“ und eine Ballade mit Pop-Appeal wie den Titeltrack des Albums direkt hintereinander packen, ohne anbiedernd, orientierungslos oder übermäßig bemüht zu wirken. Auf „Tsunami Sea“ fließen diese sich oft kontrastierenden Klangfarben natürlich ineinander wie die Wellen des Meeres.
Wie der Albumtitel schon verrät, ist „Tsunami Sea“ ein atmosphärisches, stürmisches, aufwühlendes Album, das uns in seinen Fluten mitreißt. Spiritbox haben in den vergangenen Jahren ihr Songwriting perfektioniert, mehr Selbstsicherheit für die experimentelleren Facetten ihres Sounds gewonnen und ihre Stärken erkannt. Die größte davon ist natürlich weiterhin Sängerin Courtney LaPlante, die zwischen samtigen catchy Hooks und bedrohlichem Knurren switcht, als wäre es das Einfachste der Welt – she’s an icon, she’s a legend and she is the moment. Selbst wer kein Fan ist, sollte auf diesem sich beständig wandelnden Album mindestens einen Song finden, der ihm:ihr gefällt. Oder, und das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, sogar elf davon.
This Gift Is A Curse – Heir
In den sechs Jahren seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums scheint sich einiges bei den Mitgliedern von This Gift Is A Curse angestaut zu haben, anders kann man sich diese Explosion der negativen Emotionen nicht erklären. „Heir“ präsentiert solche eine düstere, alles zerstörende Dichte, dass man bereits nach den ersten beiden Songs des Albums eine Verschnaufpause bräuchte. Egal, ob die Doublebass unermüdlich auf uns eindrischt, markerschütterndes Geschrei uns Schauer über den Rücken jagt oder repetitive Motive uns das endlose Leid unserer Existenz vor Augen führen: Die Schweden lassen uns hier nicht den kleinsten Lichtblick. Nicht mal die Grenzen des Black-Metal-Genres können „Heir“ mit seinen apokalyptischen Ausbrüchen im Zaum halten. Gut so.
Guiltless – Teeth To Sky
Und damit heute auch garantiert keine gute Laune aufkommt, werfen wir noch Guiltless in den Mix. Das Debütalbum der Band aus Mitgliedern von A Storm of Light, Intronaut, Generation Of Vipers und Battle of Mice heißt „Teeth To Sky“ und ist eine Post-Metal-Dampfwalze, die Fans von Godflesh und Neurosis die (Freuden-)Tränen in die Augen treiben wird. Verglichen mit der bombastischen Produktion von Spiritbox und der klanglichen Reizüberflutung von This Gift Is A Curse zeichnen sich Guiltless durch einen grobkörnigen, nüchternen Sound aus, der fast schon nostalgische Qualitäten hat. „Teeth To Sky“ ist eine düstere Bestandsaufnahme unserer fortwährenden (Selbst-)Zerstörung, gefangen irgendwo zwischen Tatendrang und Resignation. Same, babes, same.
Hier gehts zur Hard in Here Playlist:
Christina Wenig ist Redakteurin, Journalistin und Fotografin aus Berlin. Für Magazine wie Visions und Metal Hammer schreibt sie über Metal, Hardcore und Artverwandtes; auf ihrem Instagram-Kanal teilt sie Live-Eindrücke aus verschwitzten Clubs und sinniert über Feminismus, Antifaschismus, Filme und ihren Hund.

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