Von Wegen Lisbeth „Opti“-mieren sich
Die Anforderung unserer Gesellschaft, immer glücklich und produktiv zu sein, ist nicht nur ziemlich unrealistisch, sondern auch ganz schön ungesund. In ihrem neuen Song „Opti“ werfen Von Wegen Lisbeth einen kritischen Blick auf den gesellschaftlichen Umgang mit psychischer Gesundheit und vergleichen die eigene Gefühlswelt mit einem Produkt, das auf Knopfdruck optimiert werden kann.
Skurrile Musikinstrumente und außergewöhnliche Sounds
Seit der Veröffentlichung ihrer EP „Und plötzlich der Lachs“ 2014 sind Von Wegen Lisbeth nicht mehr aus der deutschen Indie-Pop-Szene wegzudenken. Mit ihrer sympathischen Art, einem außergewöhnlichen Sound und ihrem Faible für skurrile Musikinstrumente betört uns die Band immer wieder mit unvergleichbaren Indie-Songs.
Während die Musiker in diesem Jahr bereits mit ihrer Doppelsingle „L.OST / Podcast“, dem Song „Portugal (Autoteile auf der Fahrbahn)“ und zuletzt mit ihrem fast schüchternen Liebeslied „Momo“ überraschten, meldet sich die Band nun wieder mit neuer Musik zurück. Wie schon in ihren vorherigen Veröffentlichungen, liefert die Band mit „Opti“ gleichzeitig ein äußerst sehenswertes Musikvideo, in dem sich sogar kleine Rückbezüge auf das Musikvideo zu „Podcast“ verstecken.
Von Wegen Lisbeth – Opti
„Warum bin ich am liebsten ganz allein? / Warum kann ich nie zufrieden sein? / Zum Glück habt ihr mir ja beigebracht / Was man in diesem Fall dagegen macht / Ich opti opti opti optimier mich“. Ironisch besingt Frontmann Matz in „Opti“ die Vorstellung, dass man sich auf Knopfdruck glücklich und produktiv machen kann. Von Wegen Lisbeth wissen jedoch, dass dies so nicht funktionieren wird. Man kann seine Gefühle nicht einfach steuern und immer nur gute Tage im Leben haben – auch wenn das von unserer Gesellschaft leider häufig erwartet wird.
Ich bin glücklich, mein Marktwert wird erhöht
Mit Lines wie „Juhu wie schön / Mein Marktwert wird erhöht“ wirft die Band einen kritischen Blick auf den Vorbehalt, dass fröhliche Menschen mehr wert seien als traurige. „Ich werd ab jetzt nie wieder traurig sein / Und bin ich’s doch, dann liegts bei mit allein.“
Dass diese falschen Vorstellungen alles andere als glücklich machen, wird zusätzlich durch den monotonen Gesang von Matze in der Strophe unterstrichen. Mit ihrem typischen Klanggeflecht aus ausgefallenen Synthies und Gitarrensounds verpacken die Künstler ihre wichtige Message in einem Song, den man so schnell nicht mehr aus den Ohren bekommt.
Optimierung durch Zauberei
Im Musikvideo erzählen Von Wegen Lisbeth die Geschichte eines Mannes der unglücklich auf dem Balkon seiner Wohnung steht. Irgendwann beschließt er, sich aufzuraffen und macht sich auf den Weg zu einer Zauberin, die ihn in ihrer Wohnung zersägen möchte. Ob der Zaubertrick gelingt und ob der Mann letzten Endes dann doch noch glücklich wird oder sich, wie die Band sagen würde, „optimiert“, bleibt offen.
Sieht man ganz genau hin, so fällt auf, dass die Band im „Opti“-Video einen Rückbezug auf die Ohrenkerzen-Szene aus dem „Podcast“-Video nimmt. An zwei Stellen des Videos schaut der Protagonist auf einen Fernseher, indem eine kurze Sequenz des Musikvideos zu sehen ist. So stellen die Lisbeths auch in „Opti“ wieder einmal ihre Detailverliebtheit unter Beweis.
Mit „Opti“ liefern Von Wegen Lisbeth einen kritischen Song mit einer wichtigen Message, die zum Nachdenken anregt. Wir sind gespannt, mit was uns die Band als nächstes überrascht.
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