What’s Poppin‘? Neues von Lil Durk, Merlyn Wood & Saweetie
Merlyn Wood & CONNIE – S.Y.K.
Das kalifornische Kollektiv Brockhampton hat sich in den vergangenen Jahren zur ernstzunehmende Instanz im alternativen Hip Hop gemausert. Stückweise haben die Jungs auch dem:der letzten Skeptiker:in bewiesen, dass sie mehr sind, als nur ein geistiger Nachfolger zur Odd Future-Crew rund um Tyler The Creator. Nun nähert sich aber das Ende der Ära Brockhampton. Schließlich hat die vielköpfige Gruppe bekannt gegeben, dass ihr kommendes Album das letzte in dieser Aufstellung sein wird. Danach bleibt abzuwarten, wie die Solo-Karrieren der Mitglieder weiter verlaufen. Nachdem Kevin Abstract in den letzten Jahren bereits mit gutem Beispiel vorangegangen ist, folgt nun Merlyn Wood mit seinem neuen Song „S.Y.K.“, produziert von CONNIE. Das bassige Instrumental erinnert beinahe an elektronische Genres wie Dubstep oder Glitchcore. Dieser spezielle Sound passt perfekt zur Merlyns überdrehter Performance, für die ihn die Fans seit eh und je lieben.
Rick Ross feat. Jazmine Sullivan & 21 Savage – Outlawz
Rick Ross ist seit Dekaden neben Charakter wie Jay-Z, Drake und Co. Eine Kostante Größe im US-Hip Hop. Im Dezember will der Rapper und Label-Chef sein neues Album „Richer Than I’ve Ever Been“ veröffentlichen. Mit „Outlawz“ gibt es jetzt bereits eine erste Single. Über ein triumphales Instrumental liefert Rozay eine zitierfähige Zeile nach der anderen. Das geschieht mit einer Lässigkeit, die nur ein langjähriger Top-Ligist wie er an den Tag legen kann. Unterstützung kommt von 21 Savage, der einen Part beisteuert, sowie Jazmine Sullivan, von der die soulige Hook gesungen wird.
DaBaby – Back On My Baby Jesus Sh!t AGAIN
DaBaby hat am vergangenen Freitag eine neue EP mit dem sperrigen Titel „Back on my baby Jesus sh!t again“ veröffentlicht. Sechs funktionale Trap-Banger umfasst das Projekt, von denen nur zwei mit ihrer Laufzeit über die 2-Minuten-Marke kommen. Die Songs sollen knallen, schnell losgehen und wieder enden und diesen Job erfüllen sie. Wer bisher nichts mit DaBabys charakteristischem Flow anfangen konnte, sollte hier keine Neuerfindung des Rades erwarten. Abwechslung gibt es dank Feature-Beiträgen von Kodak Black und 21 Savage – wobei der Kodak-Part auf „Levels“ ein bisschen mehr Liebe im Mixing hätte vertragen können.
Zuletzt sorgte DaBaby übrigens mit kontroversen Aussagen zum Thema Homo- und Transsexualität für negative Schlagzeilen.
Lil Durk – Lion Eyes
Lil Durk gilt neben Chief Keef, Fredo Santana und Lil Reese als einer der Vorreiter des Drill-Sounds, der in den frühen 2010ern aus Chicago heraus die Hip Hop-Welt infizierte. Von dieser alten Garde sind heute nur noch Wenige in der Musikindustrie aktiv und erfolgreich. Lil Durk dagegen hat es geschafft, konsequent relevant zu bleiben. Mit finsterem Straßenrap à la „Back in Blood“ auf der einen Seite und gefühlvollen, gesungenen Stücken auf der anderen Seite bespielt er gekonnt verschiedene Zielgruppen. Seine neueste Veröffentlichung „Lion Eyes“ fällt eher in letztere Sparte. Über einen melancholischen Piano-Beat liefert Durkio Real Talk aus dem Leben eines Rap-Superstars: „Ain’t do too much when Fredo died, we torched them lighters/ I miss the ones that’s now deceased that I knew since diapers“.
Smino feat. NOS – I Deserve
Smino ist bekannt dafür, regelmäßig ein bisschen Gefühl und Seele ins schnelllebige, us-amerikanische Rap-Geschäft zu bringen. Mit befreundeten Kolleg:innen wie JID, Saba und Noname steht der Rapper aus Missouri für tiefgreifende Texte und anspruchsvolle Flows, die zeitgemäß statt nach klassischem „Realkeeper-Boom Bap“ klingen. Diesem Spagat zwischen trappigem Zeitgeist und lyrischem Anspruch wird Smino mit seinem neuen Song „I Deserve“ einmal mehr gerecht. Dynamisch greifen seine komplexe Flows und die souligen Chöre im Hintergrund in einander, dazu erklingt warmes Lo-Fi-Piano. Mit diesem Sound passt „I Deserve“ sehr gut in den Katalog, des legendären Labels auf dem der Song erschienen ist: Motown Records.
Juice WRLD – Already Dead
Immer wieder kommen nach dem Tod von Musiker:innen bisher unbekannte Songs an die Öffentlichkeit, die das Ableben auf beinahe unheimliche Weise vorauszusagen scheinen. So auch im Fall von Juice WRLD, der 2019 an einer Opiat-Überdosis gestorben ist. Auch Jahre nach seinem Tod hat seine Musik noch eine kultgleiche Anhängerschaft. Erst im vergangenen Jahr wurde posthum sein Album „Legends Never Die“ veröffentlicht. Nun soll noch in diesem Dezember mit „Fighting Demons“ ein weiteres Projekt mit bisher unveröffentlichten Songs von Juice WRLD folgen. Als erste Single haben die Verantwortlichen „Already Dead“ ausgewählt, ein Song, der als posthume Veröffentlichung einen beklemmenden Beigeschmack hat. Wie gewohnt schüttet Juice WRLD schonungslos ehrlich sein Herz aus und berichtet von Abhängigkeit, Paranoia und Depression: „Have you ever been so alone/ That you don’t know what to feel no more/ And you’re reaching for the pills no more/ One more and you’re on the floor“.
Saweetie – Get It Girl
Wer hierzulande gerne Filme und Serien schaut, muss allzu oft mit neidischem Blick auf den englischsprachigen Markt schauen. Eine der Produktionen aus Übersee, die Interessierten in Deutschland verwehrt bleibt, ist die Comedy-Serie „Insecure“. Diese besticht immer wieder mit ihrem gut kuratierten Soundtrack, so auch in der aktuellen fünften und finalen Staffel. Darin enthalten: Die aktuelle Single von Rapperin Saweetie, „Get it girl“. Schon die ersten Sekunden des Instrumentals schreien geradezu danach, in einem verruchten Club gespielt zu werden. Der eingänge Bounce klingt verdächtig nach dem typischen Sound von Saweeties Heimat, der Bay-Area rund um San Francisco. Dieser Herkunft widmet sie außerdem eine Line im Song: „Bitch, I’m good in any hood, but it’s love in the bay“. Saweeties verführerische Stimme strotz nur so von Selbstbewusstsein und sie fordert alle Hörerinnen auf, es ihr gleich zu tun, ganz nach dem Motto: „Get it girl“.
LV4 feat. The Underachievers – Harrison Ford
Dieser Tage jagt eine technische Entwicklung bekanntlich die andere. Erst kürzlich hat Facebook bekannt gegeben, in Zukunft stark in die Entwicklung eines „Metaverse“ zu investieren. Diese vage Projekt soll die reale Welt mit virtuellen Inhalten vernetzenl. Da ist es keine Überraschung mehr, dass solche Ideen auch in der Musikwelt langsam, aber sicher Anklang finden. Das Label Spirit Bomb ist drauf und dran, einen ganzen Kader aus virtuellen Künstlern aufzustellen, die durch animierte Avatars repräsentiert werden. Die Gorillaz lassen grüßen. Einer davon ist LV4 – Alien-Roboter-Wesen turned Producer turned Tiktok-Sensation. Kann man finden wie man möchte, Fakt ist: Diese Woche hat LV4 einen neuen Song mit Rap-Beitrag von Seiten der Underachievers veröffentlicht. Das Duo aus New York liefert in gewohnter Manier seine Bars über den gitarren-lastigen Trap-Beat und nimmt die ganze Sache gelassen: „We’ve never worked with a robot before. (…) Song turned out fire“. Dito.
Polo G – Bad Man (Smooth Criminal)
Polo G wurde in den vergangenen Monaten zu einem der Shooting Stars der US-Hip Hop-Szene. Ob melodische Ohrwürmer oder Trap-Banger: Das Repertoire von „Sir Capalot“ ist groß. Am Freitag hat Polo G einen neuen Song veröffentlicht, der auf den Titel „Bad Man (Smooth Criminal“) hört. Der Beiname in Klammern lässt Böses vermuten und ja, es ist wahr: Polo G hat sich an einem Sample von Michael Jacksons Hit „Smooth Criminal“ versucht. Das Endprodukt geht in etwa so gut auf (oder eben nicht) wie man es sich vorstellt. Dank der legendären Bassline fällt es schwer, das Original zu irgendeinem Zeitpunkt auszublenden. Noch dazu klingt der Beat irrsinnig chaotisch und hektisch. Gegen dieses Wirrwarr rappt Polo G mit aller Kraft, was teils energisch, teils einfach nur angestrengt rüberkommt. Kann man machen, muss man aber wirklich nicht.
Ka$hdami – Hypernova (Album)
Ka$hdami dürfte für Fans von modernem Trap-Sound aktuell als einer der spannendsten Newcomer gelten. Der Rapper aus Nevada hat beinahe zwei Millionen monatliche Hörer auf Spotify. Damit steht er gerade am heiklen Scheideweg zwischen „Geheimtipp“ und „Das nächste große Ding“. Der Twist an der ganzen Sache: Ka$hdami ist erst 16 Jahre alt. Trotzdem macht der Newcomer mühelos genau die richtigen Moves. So hat er am vergangenen Freitag sein zweites Projekt in diesem Jahr veröffentlich: „Hypernova“. So futuristisch wie schon der Titel klingt, fällt auch der darauf befindliche Sound aus. Die Beats sind elektronisch und psychedelisch, Ka$hdamis Texte selbstbewusst und so gar nicht wie aus den Gedankengängen eines Jugendlichen mitten in der Pubertät. Ka$hdami ist up next – das weiß auch Trippie Redd, der als einziger Feature-Gast auf dem Projekt auftritt.
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