Zwei Generationen von Rave-Pop: Domiziana und Blümchen mit gemeinsamer Single „SOS“
Einflüsse von Y2K-Techno-Ablegern wie Trance, Eurodance und Happy Hardcore sind gerade überall. Was aktuell von der Gen Z abgefeiert wird, war um die Jahrtausendwende allerdings höchst kontrovers: Der Techno-Pop von Künstler:innen wie Blümchen wurden wegen ihres kommerziellen Erfolgs und den überdrehten Melodien von Szene-Heads abgrundtief gehasst.
Heute weht ein anderer Wind. Spätestens seit Domiziana mit ihrem Song „Ohne Benzin“ auf der Bildfläche erschienen ist, sind catchy Songs mit technoiden Beats um die 150 BPM wieder en vogue. Wurde Blümchen früher noch als Sell-Out verschrien, himmeln heutige Newcomer:innen sie als Mutter des Rave-Pop an. Dementsprechend war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem ersten Crossover kommt – und nun ist es soweit.
I’m Sorry Mom
Schon vor zwei Wochen schreibt Domiziana auf Instagram: „Ich könnte gerade heulen! Meine nächste Single ist SOS feat. Blümchen“. Dass ihr der Song tatsächlich ziemlich am Herzen liegt, zeigt dann ihr nächster Post, auf dem sie sich einfach mal eben den Songtitel auf die Innenseite ihrer Lippen tätowieren lässt. Aua.
Nun ist der Song aber da und wir können Domizianas Begeisterung endlich nachvollziehen. „SOS“ gleicht einer Staffelübergabe von zwei Generationen deutscher Rave-Queens. Die Produktion von Kilian & Jo und Coolpacc klingt mit ihren schimmernden Synthies, Breakbeat-Samples und flatternden Vocal-Schnipseln so, als hätte sie schon zu Blümchens Zeit die Runde gemacht. Trotz dieses Zuckerschock-Sounds fällt der Text ziemlich explizit aus: „Kabine ist zu voll und jeder noch eine Runde / Kristalle auf den Zähnen, auf den Lippen und der Zunge“. Domiziana und Blümchen folgen dem weißen Hasen ins Wunderland und verlieren sich im Rausch der Nacht.
Die beiden Stimmen harmonieren so gut, dass man sich ernsthaft fragt, wann Blümchen endlich ihre Hyperpop-Karriere startet und damit ihre zig-ste Blüte einläutet. Für alle OG-Fans aus den Nullerjahren hat das Duo am Ende übrigens noch ein besonderes Detail versteckt: „SOS“ verhallt mit Piano-Verzierungen, die dem Song nicht nur ein würdiges Finale bescheren, sondern auch verdächtig nach „Herz an Herz“ klingen.
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