Album der Woche: Bon Iver – SABLE, fABLE
Noch im Oktober vergangenes Jahr meldete sich Bon Iver nach vier Jahren ohne eigenen Release mit der EP „SABLE“ zurück. Das kurze Intro und die drei Songs könnten locker auch in jener berüchtigten Jagdhütte in Wisconsin entstanden sein, in die sich Justin Vernon 2007 für das Debütalbum „For Emma, Forever Ago“ einschloss. Sein folkiger Herzschmerz ging um die Welt und machte ihn in kürzester Zeit genreübergreifend zum Traumfeature und Songwriter.
Von SABLE zu fABLE
Vergangenen Freitag wurde „SABLE“ dann auf Albumlänge mit neun weiteren Songs als Gegenstück zu „fABLE“ komplettiert. Der Bruch öffnet das Fenster zu jener Genrewelt, die Bon Iver spätestens seit seinem selbstbetitelten Album 2011 für sich entdeckte und die 2016 auf „22, A Million“ ihren experimentellen Höhepunkt erreichte. Im Jahr 2019 erlebten wir dann auf „i,i“ ungewohnt poppige Ausflüge. Das zeigte sich auch auf Kollaboprojekten, als an die Stelle von Kanye West oder James Blake, Taylor Swift und Charli xcx traten.
Das Jahr ist vorrüber
Der musikalische Jahreszyklus Bon Ivers ist jetzt vorbei. „For Emma, forever Ago“ stand für den Winter, „Bon Iver“ für den Frühling. „22, A Million“ brachte den Sommer und „i,i“ den Herbst. Vielleicht kommt es also nicht von ungefähr, dass sich „SABLE, fABLE“ wie eine Retrospektive jenes Jahres anfühlt, was in Echtzeit über zwölf Jahre reifte.
Auffällig ist auch, dass sich Justin Vernon zum ersten Mal auch Features auf die eigene Platte holt. Während auf „SABLE“ noch alleine der Schmerz verarbeitet wird, glänzen auf „fABLE“ Senkrechtstarter Dijon und Weggefährtin Jennifer Wasner als Soloprojekt Flock of Dimes auf dem Song „Day One“. Und auch Danielle Haim verlässt für Bon Iver die Schwesternschaft, um auf „If Only I Could Wait“ zu gastieren. Die Co-Produktion des gesamten Albums übernahm Jim-E Stack, welcher nicht nur den Sound von Dominic Fike, Caroline Polacheck, Kacy Hill, Charlie xcx und Joji mitformte, sondern sich auch solo in keine Schublade stecken lässt.
Auf „SABLE, fABLE“ ist für alle was dabei, die den schönen Winter über fast 20 Karriere-Jahre von Bon Iver lieben gelernt haben. Dieser lässt sich mittlerweile übrigens auch mit anderen Sinnen erleben. Zum Album-Rollout gehört nämlich auch das Duftspray „fABLE Mood Mist“, welches „Erinnerungen und Gefühle“ erweckt. Ganz wie das Album eben.

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