Album der Woche: Christopher Annen & Francesco Wilking – Alles was ich je werden wollte
„Alles was ich je werden wollte“, so heißt das Debütalbum des Indie-Duos bestehend aus Christopher Annen (vor allem bekannt aus Annenmaykantereit) und Francesco Wilking (unter anderem Teil von Die Höchste Eisenbahn, Crucci Gang).
Die stolzen 15 Tracks des Albums klingen locker-leicht, ausgeruht und wirken ein bisschen wie musikalischer Balsam für die Seele. Die beiden vertonen befreit von vermeintlichen Zeitgeist-Zwängen in ehrlichem Liedermacher-Spirit, was ihnen an träumerischen Gedanken gerade so durch den Kopf geht.
Zwischen Poesie und Melancholie
So entstehen leichte, poetische Tracks, die sich Zeit nehmen Gedanken zu verfolgen und hin und wieder auch eine kleine Melancholie in sich tragen. „Ein Gespräch zwischen Tür und Angel kommt halt nur zu Stande, wenn man sich nicht knapp verpasst“ heißt es zum Beispiel im Song „Ich glaub, wir meinen das Gleiche“, der für die ruhigen Momente des Albums steht.
Rocko Schamoni und Stefanie Schrank sind die einzigen Feature-Gäst:innen auf „Alles was ich je werden wollte“. Ersterer im schwärmerischen Sommer-Track „Hundertmal Nichts“, der mit harmonischem La-la-Part und Strand-Lyrics wie ein kleiner Kurztrip in die Wärme wirkt.
Gitarrig wird’s im gesellschaftskritischen Song „Menschen in Arschlochautos“, der beispielhaft für das gesamte Album treffende Sprachbilder für alltägliche Situationen findet. In diesem Fall den an manchen Tagen alles überschattenden Weltschmerz.
„Alles was ich je werden wollte“ ist ebenso ein Album zum sich berieseln lassen als auch aufmerksam aufsaugen. Wer sich für letzteres entscheidet, wird von der Sprachgewalt des Superduos Annen-Wilken stellenweise schier umgehauen. Nur um wenig später von den sanften Arrangements wieder gebettet und aufgefangen zu werden.

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