Album der Woche: Fontaines D.C. – Romance
Fontaines D.C. haben sich 2016 in ihrer Heimatstadt Dublin gegründet und hauen seitdem ein großartiges Album nach dem anderen raus. Zuletzt am Freitag „Romance“, der nunmehr vierte Langspieler der Band um Grian Chatten. Auf den neuen Songs sind die ungestümen Neulinge, die damals schon mit ihrem Debüt „Dogrel“ die Post-Punk-Szene im Sturm erobert haben, kaum wiederzuerkennen. Deshalb und weil ihr Publikum stetig wächst machen ihnen gerade viele ihrer Day-1-Fans Sell-Out-Vorwürfe. Wir nennen das lieber: Evolution.
„Romance“ beinhaltet mehr Balladen als Uptempo-Stücke, trotzdem wird das Album nie vorhersehbar oder langweilig. Auf den elf Songs suchen Fontaines D.C. verzweifelt nach der titelgebenden Romantik, die aber stets synthetisch und verzerrt bleibt wie das Herz auf dem Cover. Der Sound dazu kommt diesmal von einem neuen Produzenten, James Ford, der schon mit Arctic Monkeys und Gorillaz gearbeitet hat, statt ihrem bisherigen Partner Dan Carey. Das Ergebnis klingt groß, nach hymnischem Britpop, Grunge und sogar Americana. Die Songs, die aus dieser Kulisse ausbrechen, sind in ihrer Andersartigkeit umso effektiver: Die songgewordene Panikattacke „Starburster“ mit ihren kompromisslosen Boom-Bap-Beats oder auch der klirrende Jangle-Pop von „Favourite“.
Aber auch während solchen eingängigen Momenten, schreiben Grian Chatten und Co. immer haarscharf am großen Hit vorbei. Man kommt nicht für den Ohrwurm wieder, sondern für die unterschwellige Beklemmung, die den Songs anhaftet. Fontaines D.C. haben sich mit dem Vorgänger „Skinty Fia“ von ihrer Heimat losgesagt, dann vom Post-Punk-Korsett und suchen nun im Limbo der modernen Existenz nach neuem Halt. Sell-Out klingt anders.

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