Album der Woche: Grim104 – Ende der Nacht
Gemeinsam mit Testo startete Grim104 Anfang der 10er Jahre in der deutschen Rap-Szene durch. Als Zugezogen Maskulin machten sich die beiden Wahl-Berliner einen Namen. Dabei taten sie sich vorrangig durch ihre zynisch ironische Gesellschaftskritik hervor, die ihren Rap ein wenig mehr Punk macht und den klassischen Rap-Themen aus dem Weg geht.
2013 bringt Grim104 sein Solo-Debüt heraus, pausiert dann aber wieder eine ganze Weile zugunsten von ZM-Projekten wie „Alles brennt“ oder „Alle gegen Alle“. Erst 2019 geht Grim104 mit „Das Grauen, das Grauen“ den Solo-Pfad weiter. So weit, dass bereits 2022 mit „Imperium“ die nächste Platte erscheint. Doch von Schaffenspause keine Spur – in den letzten Monaten war Grim104 weiterhin fleißig und so veröffentlichte er am vergangenen Freitag, den 1. Dezember sein neues Album „Ende der Nacht“.
„Ende der Nacht“ klingt nach dem, was draufsteht: Dem Ende der Nacht, wenn sich der Stadtfuchs und die Raver:innen auf dem Bürgersteig „Guten Morgen“ sagen, die Sterne am Himmel verblassen und sich die Wolken langsam lila färben. Und passenderweise lässt sich Grim104 hier für das Soundbild seiner Platte von tanzbareren und elektronischeren Beats inspirieren, als wir es vielleicht vorher von ihm gewohnt waren. Immer wieder schimmern auf „Ende der Nacht“ 90er-Jahre-Techno und Trance-Elemente durch, die fast schon eine gewisse Funkyness in die klassisch, düstere Rap-Soundwelt von Grim104 bringt. Und so finden sich mit den beiden titelgebenden Songs „Ende der Nacht“ und „Ende der Nacht“ mit Paula Engels sowie „Risse“ feat. Dissy auch sehr tanzbare Songs auf dem Album. Trotzdem ist „Ende der Nacht“ natürlich kein leicht-verdauliches „Party-Album“. Grim104 zeichnet weiterhin poetische, aber doch meist schaurige Bilder im Kopf, die uns knapp 26 Minuten lang über insgesamt zehn Songs lang begleiten und beispielsweise vom zehrenden Alltag oder Nepo Babys erzählen.
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