Album der Woche: Levin Liam – Gesicht verlieren
Nach diversen EPs und der „Levin Liam Leaks“-Reihe war es am Freitag endlich Zeit für Levin Liams offizielles Debütalbum „Gesicht verlieren“. Ein Titel, über den man im ersten vielleicht Moment stolpert. „Ich wollt‘ nur mein Gesicht bewahren / mittlerweile will ich es lieber verlieren“, klärt Levin im Track „btw“ dann aber auf und zeigt über die Dauer von elf Songs, wie er genau das tut. Denn „Gesicht verlieren“ ist noch intimer, verletzlicher und offener als bisher ohnehin schon von dem Hamburger gewohnt – ein Album, das sich wie ein Blick in das Tagebuch eines Senkrechtstarters anfühlt.
„Gesicht verlieren“ ist musikalisch in zwei Hälften geteilt. Die erste verletzlich, reflektiert und stellenweise überfordert, wie Zeilen à la „es reißt mich in zwei, ich will, dass sich alles bewegt / Aber zur selben Zeit will ich, dass alles besteh’n bleibt“ in dem Song „leben lang“ zeigen. Im Laufe des Albums wird die Luft aber rauer, was in der ersten Hälfte noch himmlischer Falsett-Gesang ist, wird hintenraus rappiger. Levin macht klar, dass er keine Angst vor den Copy Cats haben muss, die seinen Sound schamlos kopieren („nicht alles“). Und nimmt sich auch einen Moment, um den bereits erzielten Erfolg gebührend zu feiern („btw“).
Levin Liam hat auf „Gesicht verlieren“ erstmals als Executive Producer agiert und sein Album weitestgehend alleine produziert, im Feinschliff aber hier und dort auf altbewährte Wegbegleiter aus dem Produzenten-Bereich zurückgegriffen, wie Cato, Rascal und Barksy. Weitere Unterstützung bringt auf dem einzigen Feature-Track „aufwachen“ Reezy mit, wo die beiden auf einem triumphalen Trap-Beat den Ist-Stand ihrer Karrieren runterrappen.
Levin verliert in dem Album sein Gesicht, lässt jeglichen Anflug von Maske fallen. Denn „Gesicht verlieren“ lässt keinen Platz für doppelten Boden und ist vielmehr eine wahrhaftige Momentaufnahme seines Lebens, die zum Debüt in Albumform gegossen wurde. Er erlangt mit seiner radikalen Offenheit eine so unangreifbare Narrenfreiheit, dass man gar nicht anders kann als gespannt in die Zukunft zu schauen.
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