Album der Woche: Olivia Dean – The Art of Loving
Liebe als Handwerk – davon singt Olivia Dean auf ihrem zweiten Album „The Art of Loving“. Bei der Ausstellung „All about Love“ der Künstlerin Mickalene Thomas, die sich wiederum von dem Werk der Schriftstellerin bell hooks inspirieren ließ, stieß Olivia Dean auf den Titel ihres neuen Albums. Liebe als etwas, dass einem nicht einfach passiert, sondern was man im Alltag selbst herstellen und pflegen kann. Dahinter stecken zwölf Songs, die sich mit der Suche nach romantischer und platonischer Liebe befassen und wie man sich dabei zwischen Verletzlichkeit und Sehnsucht selbst findet und lieben lernt.
Man könnte fast meinen, dass Olivia Dean mit „The Art of Loving“ ein Album für alle hoffnungslosen Romantiker:innen gemacht hat, ohne dabei aber in Klischeefallen zu treten. Es ist eher ein gemütlicher Spaziergang an einem Sonntagmorgen. Und das unterstreicht die Sängerin mit Vogelgezwitscher im Intro des Albums, mit dem sie das weitere Thema absteckt: „Something lost and something gained / In the art of loving“. Die poetische Erinnerung daran, dass romantische Liebe nicht das ultimative Ziel sein muss, sondern Liebe auch in einem selbst steckt. Dass in all dem Schmerz Liebe allumgebend und existent ist, in der Natur, im Vertrauen und Geduld mit sich selbst.
Dabei fühlt sich „The Art of Loving“ an wie eine 34-minütige Umarmung. Zwischen Jazz, Neo-Soul und Pop wechselt dieser detailverliebte zweite Longplayer der Londonerin von aufwendig produzierten Up-Beat-Highlights wie „Nice To Each Other“, über warme, Amy Winehouse-inspirierte Klavierballaden wie „Close Up“ zu simpel leichtfüßigen Melodien wie „So Easy (To Fall In Love)“, auf dem Olivia Dean dieses unbeschwerte Hin und Her mit der locker-leichten Line selbst zusammenfasst: „I’m the perfect mix of Saturday night and the rest of your life“.
Ein Album wie eine Umarmung
Wie auch die Liebe selbst, lebt „The Art of Loving“ von Gegensätzen. So ist der Song „Loud“ ein leises, melancholisches Akustikhighlight des Albums und könnte gleichzeitig als nächster James Bond-Filmsong durchgehen. Der mühelos ehrliche Album-Closer „I’ve Seen It“ fasst die Message, die Olivia Dean mit ihrem Werk rüberbringen möchte, perfekt zusammen. Olivia Dean singt mit ihrer sanften Stimme in diesem charmanten Song davon, dass Liebe überall ist: „The more you look, the more you find / It’s all around you all the time / Catches your eye, you blink and then it’s gone / Brings out the worst, brings out the best / I know it’s somewhere in my chest / I guess it’s been inside me all along“. Es ist also gar nicht so schwer, wie es manchmal scheint: Man muss nicht auf Liebe warten, sie ist die ganze Zeit schon da.
„The Art of Loving“ ist ein in sich kohäsives Album, das gleichzeitig mit seiner Eleganz und Leichtigkeit überzeugt. Olivia Dean zeigt, dass sie ihr Handwerk versteht und perfektioniert hat: Songwriting, dass berührt und eine starke Stimme, die weiß, was sie will. Mit „The Art of Loving“ scheint Olivia Dean sich gefunden zu haben und ermutigt gleichzeitig, dass das in uns allen steckt.
Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!