„Ballert auf lautlos“: Warum Zah1de so viel Hype und Hate abbekommt
Stell dir vor deine zweite Single generiert auf YouTube innerhalb von zehn Tagen über 2,5 Millionen Aufrufe, aber unter deinem Video tummeln sich vor allem Kommentare wie: „also wenn das die neue Generation von Hip Hop in deutschsprachigem raum ist dann Gute Nacht meine freunde wir sind Verloren!“ oder „Ist schon auf lautlos, danke!“. So geht es gerade der 14-Jährigen Zah1de, die mit ihrem Song „Ballert auf lautlos“ aktuell an der Spitze der YouTube Trends steht. Aber wer ist diese Zah1de überhaupt und warum bekommt sie so viel Hate?
Tanzen vor sechs Millionen Fans
Wer nicht auf TikTok unterwegs ist oder unter die Demografie von Zehn- bis Sechszehnjährigen fällt, hat vielleicht noch nie etwas von Zah1de gehört. 2023 fing sie an, auf TikTok Tanzvideos hochzuladen. Sie wird Teil der Berliner Tanzschule Lunatix und tanzt dort gemeinsam mit anderen Creator:innen. In weniger als zwei Jahren baut sie sich so eine Community mit über sechs Millionen Follower:innen auf. Damit ist sie mit gerade mal 14 Jahren aktuell eine der erfolgreichsten TikToker:innen Deutschlands, aber auch darüber hinaus. Zu ihren Fans gehören vor allem junge Mädchen.
Im letzten Jahr wurde Zah1de dann bei Universal Music unter Vertrag genommen und veröffentlichte ihre erste Single „TikTok Sportlich“. Auch für diesen Song gab es schon eine Menge Hate. Einen ihrer häufigsten Hate-Kommentare („Ballert auf Lautlos“) verwendet Zah1de deshalb kurzerhand als Titel für ihre neue Single. Ihre Antwort darauf lautet: „Stop the cap, I ate“. Jugendsprache, Internet-Lingo und eine freche, selbstbewusste Art zu rappen werden in ihren Songs unterlegt von 808-Drums und Drill-Beats. Ohne an dieser Stelle ein Urteil über die Qualität ihrer Musik zu fällen, ist der Hass ihr gegenüber definitiv überproportional. Vor allem weil es bei allen Diskussionen immer noch um ein 14-Jähriges (!) Mädchen geht. Wo kommt also dieser Internet-Mob her, der die Newcomerin ungeniert mit Beleidigungen übelster Sorte überzieht?
Von der TikTokerin zur Rapperin
Dass sich Menschen, die sowieso schon in der Öffentlichkeit stehen, dazu entscheiden Schauspieler:innen oder Musiker:innen zu werden, ist mittlerweile nichts mehr Neues. Der Hate, der ihnen deswegen entgegengebracht wird, auch nicht. Influencer:innen, YouTuber:innen oder TikToker die sich inmitten ihrer Social Media-Karriere als Musiker:innen versuchen, werden nur selten mit offenen Ohren und Armen empfangen. Die Vorwürfe sind dabei meistens dieselben: zu wenig Talent, zu wenig Ahnung und stattdessen viel Reichweite, die ihnen schnellen Erfolg beschert. Gerade wenn YouTube Videos in den Trends landen, werden natürlich auch schnell selbst ernannte Rap-Connaisseure in die Timeline gespült. Im Fall von Zah1de sind das vor allem deutlich ältere, männliche Deutschrap-Fans, die nichts mit der Musik der 14-Jährigen anfangen können.
„Lucio? Zah1de? Connect? Vor GTA 6“
Wo wir auch schon beim nächsten Punkt wären, denn durch eine einzige Line in „Ballert auf lautlos“ hat sich Zah1de den Hate einer ganz besonders bissigen Deutschrap-Community zugezogen. „Lucio? Zahide? Connect / Vor GTA 6“ rappt sie, dazwischen eingebettet hört man das signifikante „Weh“-Adlib von Lucio101. Die beiden scheinen sich tatsächlich zu kennen, denn im vergangenen Jahr nahmen sie ein Tik Tok zu Zah1des Song „TikTok Sportlich“ auf. Ein offizielles Feature zwischen den Beiden gibt es aber nicht.
Trotzdem nahmen Lucio-Fans das Shoutout als Anlass, ihm zu entfolgen, weil eine Collabo mit einer jungen Creatorin wohl nicht in das Bild passt, dass sie von ihrem Lieblings-Rapper haben. Gleichzeitig unterstellten sie Zah1de, die Adlibs ohne Lucios Einverständnis verwendet zu haben. Der Rapper scheint das Ganze aber mit Humor zu nehmen: erst vor ein paar Tagen postete er ein TikTok mit dem Song.
Es wird schnell deutlich, dass der Hate gegen die Creatorin vor allem von Männern angeführt wird, die weder mit Zah1de als Person, noch mit ihrer Musik etwas anfangen können und nicht verstehen wollen, warum sie dennoch erfolgreich ist. Ein ähnliches Phänomen lies sich schließlich auch bei Musiker:innen wie Taylor Swift oder Rapper:innen wie Ikkimel erkennen. Nur das Zah1des Fans, genau wie ihr Vorbild, nochmal deutlich jünger sind.
Trotzdem ist die Rechnung am Ende einfach, denn egal wie viel Hate die 14-Jährige bekommt, hinter ihr steht eine über sechs Millionen köpfige Community, die sich für sie und ihre Musik begeistert. Außerdem wächst dieses Publikum stetig, denn jeder wütend zusammen gehackte Kommentar, schiebt schließlich auch nur die emsigen Algorithmen der Social Media-Plattformen an. Unser Fazit dazu ist also: „Weh“!

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