Ära Bedroom Pop – Eine Generation winkt aus dem Schlafzimmer
Unterzuordnen ist der Bedroom Pop wohl dem Sammelbegriff der DIY Musik-Kultur. So ziemlich jeder ist mittlerweile nicht nur in der Lage ein Lied aufzunehmen, sondern auch dazu es an die Öffentlichkeit zu bringen. Und das prinzipiell sogar alles aus ein und demselben Zimmer, denn viel braucht man dafür nicht. Einen Laptop, eine Musikproduktionssoftware, einen SoundCloud oder YouTube-Zugang und damit sich das ganze auch gut vermarkten lässt, vielleicht noch bunte Haare. Diese Herangehensweise birgt nicht nur neue Möglichkeiten für Künstler, viel mehr ist sie gerade dabei, die Musikindustrie auf den Kopf zu stellen, denn angesichts der rapiden technologischen Veränderungen der letzten Jahre, spielen die finanziellen Mittel der Künstler eine immer kleinere Rolle. Mehr und mehr Musiker nehmen sich die Freiheit, Musik ganz zu ihren eigenen Konditionen zu produzieren, ohne Fristen oder jemanden, der in ihren kreativen Prozess reinreden möchte. Folglich erlauben diese Umstände zumeist keine Hightech-Aufnahmemöglichkeiten und der daraus resultierende Stil wird oftmals dem Lo-Fi zugeordnet. Dieser verträumte, oft psychedelische Vibe hat sich nicht aus Intentionen heraus entwickelt, sondern aus der Nutzung der gegebenen Ressourcen und ist inspiriert von verschiedensten Genres, von Rock über Hip Hop bis hin zu elektronischer Musik.
Clairo – Pretty Girl
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Darüber hinaus steht Bedroom Pop für mehr als nur sentimentale Klänge aus dem Kinderschlafzimmer. Die immer jünger werdenden Internet-Sensationen fürchten sich nicht davor, im Pop eigentlich tabuisierte Themen wie Ängste oder psychische Stabilität anzusprechen und fügen ihrer Musik so einen Mehrwert hinzu. Die Künstlerin, die einem hierbei als erstes in den Kopf schießt, ist vermutlich Clairo. Seit ungefähr zwei Jahren, genau genommen seit dem Release von „Pretty Girl“, ist sie in aller Munde. Im Song „Pretty Girl“ thematisiert sie das Opfern der eigenen Träume und Wünsche, das wofür man eigentlich steht, in dem Glauben dadurch mehr Anerkennung von außen zu bekommen. Dass sie damit einer ganzen Generation aus der Seele spricht, hatte die damals 19-jährige wahrscheinlich nicht erwartet. Das dazugehörige Musikvideo nahm sie kurzerhand innerhalb von 30 Minuten in Eigenregie auf Photo Booth auf und lud es auf YouTube hoch. Dank Cyberculture ging der Track schlagartig viral und hat heute über 34 Millionen Klicks. Genau diese selbstreflektierenden Texte, gepaart mit einer dürftigen Produktion, verleihen dem ganzen einen besonderen, intimen Charme und lassen so viele sich zugehörig fühlen.
Ilgen-Nur – Cool
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Ein weiteres Beispiel ist Ilgen-Nur. Die Musikerin hat sich über die letzten Jahre als deutsches Pendant der Lo-Fi Szene bewiesen und, wie könnte es anders sein, auch bei ihr spielt Coming-Of-Age eine zentrale Rolle. Die Musik als ein Outlet für Zweifel, aber auch für Hoffnungen, denn geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Mit einer großen Leichtigkeit schreibt sie darüber, ein Selbstverständnis, im wörtlichen Sinne, zu entwickeln, während man versucht sich in der Welt um einen herum zurechtzufinden und daran anzupassen. Ihre Texte entlasten von dem Druck wissen zu müssen, in welche Richtung man sein Leben lenken möchte. Bis das klar wird, heißt es Zähne zusammenbeißen, versuchen das Beste daraus zu machen und die Dinge und vor allem sich selbst nicht zu ernst nehmen.
Mehr als nur eine weitere Playlist
Authentizität und die Identifikation mit dem Künstler sind hier die wesentlichen Stichwörter. Wir befinden uns in einer Zeit, in der es kein Tonstudio und kein Label mehr braucht, um eine große Fangemeinde aufzubauen und mit der Musik weltweit erfolgreich zu werden. Bedroom Pop ist mehr als nur eine weitere Spotify Playlist. Es hat eine Welle losgetreten, die einerseits ermutigt zu kreieren und andererseits mit einem anderen Blickwinkel zu konsumieren
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