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Kollegah & Kontra K: Wie problematisch ist Deutschraps Umgang mit Glück & Erfolg?

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Was haben Zeilen wie „Und jeder schafft’s schon, ob Alex oder Mahmut. Denn Selbstvertrauen ist Doping Bruder, fördert unseren Wachstum“, „Jeder kann der Eine sein, der der Eine unter achtzig Millionen ist“und „Du sagst du kannst nicht, dann willst du nicht ganz einfach“ gemeinsam? Sie alle stammen nicht nur von Kontra K, sondern bedienen, wenn auch nicht wortwörtlich, den eingangs erläuterten Grundsatz „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Sie alle gaukeln eine Handlungsfreiheit vor, die es so in der Realtität längst nicht für alle Menschen gibt, klammern Mechanismen wie Rassismus, Sexismus und Klassismus aus und stellen anstelle eines gesunden Bewusstseins für Chancenungleichheit, die Maxime Fleiß an oberste Stelle. Demach ist einzig und allein die harte Arbeit eines jeden Individuums verantwortlich dafür, zu was wir es in unserem Leben bringen. Untermauert wird diese oft fahrlässig verwendete Logik durch den Erfolg, die reichweitenstarke Rapper wie Kontra K und Kollegah feiern. Beide in eher bescheidenen Verhältnissen sozialisiert, haben es ihren Songs und Motivations-Seminaren nach zufolge, einzig und allein aus eigener Kraft und noch stärkerem Willen zu Reichtum und Status gebracht. In Kollegahs Motivations-Hörbuch heißt es wortwörtlich: „Du hast doch alles selbst in der Hand, schon lange. Du hast all deine Pläne und Vorhaben einfach nur nicht umgesetzt, das ist alles“. Aussagen wie diese, schwimmen im sprichwörtlichen Fahrwasser der eigenverantwortlichen Glücksschmiede, finden aber mit Rappern wie Disarstar, Lance Butters und Luvre47 auch ihre Kritiker. Wie verschieden Deutschraps Protagonisten mit besagter Logik umgehen, das ist Thema der aktuellen Folge.

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