Die 10 spannendsten Newcomer:innen für 2023
Eine Sache macht uns besonders Spaß: Die besten neuen Künstler:innen von morgen zu entdecken und diese mit euch zu teilen. In diesem Jahr haben sich einige spannend Musiker:innen aus Deutschland in Stellung gebracht, um 2023 die hiesige Musiklandschaft gehörig auf Trab zu bringen. In dieser Liste stellen wir die spannendsten Newcomer:innen für 2023 vor. Mit dabei: Blumengarten, Lena&Linus, Temmis, Cloudy June, Dilla, Uche Yara, Neunundneunzig, futurebae, Berq und Levin Liam.
Blumengarten
Das Newcomer-Duo Blumengarten hat in diesem Jahr die deutsche Musiklandschaft kollektiv mit dem „Paris Syndrom“ angesteckt. Mit ihrem Reel zum diesem Song haben Sänger Rayan und Produzent Sammy innerhalb kürzester Zeit tausende von Views generiert, aus dem Nichts, einfach nur mit guter Musik. Und mit Casper, Longus Mongus und Paula Hartmann tummelt sich auch schon einiges an Szeneprominenz in der Fangemeinde von Blumengarten. Besonders beeindruckend daran: Das Duo gründete sich erst 2021 und die erste und bisher einzige EP „sag deinen freunden, dass du sie liebst“ entstand innerhalb einer intensiven, viermonatigen Arbeitsphase, in der Rayan und Sammy durch kreative Experimente zu ihrem eigenen Sound fanden. Der klingt, wie ein Blumengarten eben aussieht: Bunt, lieblich, vielfältig, lebendig. Die drei Songs der EP lassen sich schwer mit deutschen Kolleg:innen vergleichen, sondern erinnern eher an internationale Wegweiser wie Frank Ocean oder Tyler, The Creator. Und mit diesem Vergleich befindet man sich ja durchaus in guter Gesellschaft.
Lena&Linus
Lena&Linus sind zwei Musiker:innen, die sich zwar nicht gesucht, aber gefunden haben. Vorerst in unabhängigen Projekten als Solo-Künstler:innen tätig, fanden die zwei dann doch zusammen – zu unserem Glück. Denn es sind zwei Stimmen, die zueinander passen, als hätten sie getrennt niemals existiert. Dabei lassen sie uns so fühlen, als wären wir zu Hause angekommen. Akustische Gitarrenklänge, die sich in zartem Indie-Pop finden, machen Lena&Linus aus – und die Gefühle. Zwischen Nostalgie und der Hoffnung, irgendwann nicht mehr das nagende Gefühl der Einsamkeit ertragen zu müssen, bewegen sich die Musiker:innen auf ihren Songs. 2022 haben sie uns schon zwei Tracks beschert, eine ganze EP mit dem Titel „Fühlst du dich allein?“ folgt dann im kommenden Jahr. Darauf vermutlich genauso verträumt und wohlig, wie auf die bereits erschienenen Songs.
Temmis
In diesem Jahr hat sich rund um den Begriff der „Neuen Neuen Deutschen Welle“ innerhalb kürzester Zeit eine junge, lebendige Szene formiert, die mit jedem Tag wächst. Auch wir versuchen diese Entwicklung mit unserer Playlist abzubilden und stoßen dabei immer wieder auf spannende Newcomer, aber nur bei wenigen war die Liebe auf den ersten Blick so groß wie bei Temmis. Seit wir die stampfenden Beats und klirrend-kalten Synthesizer von „Wenn du da bist“ zum ersten Mal gehört haben, sind wir schockverliebt in diese Band aus dem beschaulichen Studentenstädtchen Tübingen. Dabei gab es für lange Zeit nur drei Songs von Temmis zu hören, bis uns die vier Musiker vorn kurzem endlich Nachschub bescherten. Mit „Klinge“ erschien kürzlich die lange herbeigesehnte zweite EP, mit deren Produktion Temmis das heimliche Genie der deutschen Indie-Szene betrauten: Max Rieger, Frontmann von Die Nerven und Produzent für Casper, Drangsal, Mia Morgan und nun eben auch Temmis. Es geht also stetig bergauf für das Quartett, das inzwischen nach Hamburg umgesiedelt ist und einen Warner-Deal in der Tasche hat. Nur eines von vielen Indizien, die andeuten: 2023 wird groß für Temmis.
Cloudy June
Cloudy June ist eine deutsche Singer-Songwriterin mit kubanischen Wurzeln. Sie wohnt in Berlin und haut schon seit 2020 elektronische Pop-Songs raus, die perfektes Radiomaterial sein könnten – wäre da nicht Cloudy Junes angriffslustige und explizite Art und Weise zu texten. Wenn junge Frauen über queeren Sex singen, dann sorgt das bei vielen Programmverantwortlichen nämlich leider noch für Schamgefühl.
Die Künstlerin ist durch ihre Texte ein Sprachrohr für viele junge Menschen, da sie Dinge wie Sexualität und Queerness offen in ihrer Musik anspricht. Doch nicht nur darüber hat sich die junge Künstlerin eine Fanbase aufgebaut. Auch auf TikTok kann sie sich an einer großen Reichweite erfreuen. Hier teilt Cloudy June nicht nur ihre eigene Musik, sondern fällt auch immer wieder durch unterhaltsame Videos auf.
Dilla
Wenn dein Namensvetter Wolfgang Amadeus Mozart heißt, haben deine Eltern vielleicht eine gewissen Erwartungshaltung an dich. Ob den Eltern von Amadea aka Dilla bei der Geburt schon klar war, dass ihre Tochter mal mit technoiden Pop-Songs viral geht, kann man allerdings bezweifeln. Genauso ist es aber gekommen: Dank Hits wie „Unter ihrem Dress“ oder „Photosynthese“ ist Dilla aktuell in aller Munde. Mit gerade einmal 3 Jahren hat Dilla angefangen zu singen und danach auch nie wieder damit augehört – zum Glück! Schon in der Schulzeit war Ihr keine Bühne zu klein um das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Sie ist zweisprachig aufgewachsen und bedient die englische Sprache genauso gut wie auch etliche Instrumente und vor allem ihre Stimme. So überzeugt die, jetzt in Berlin lebende, junge Künstlerin nicht nur mit ihren englischen und auch deutschen Texten, sondern schmückt ihre Musik mit einem noch nie vorher gehörten Soundbild, das zum Tanzen auffordert und vor allem auch Themen anspricht, mit denen man sich als Gen Z identifizieren kann. Dilla ist ein Gesamtpaket, denn neben den Texten und Vocals, produziert sie ihre Songs selber und gehört damit zu einer der wenigen deutschen Produzentinnen. Eine dicke Kick und ein schiebender Bass sind ihre Spezialität. Dilla kann viele Genres bedienen, somit vereint sie Pop, Hip-Hop, Funk und Techno Elemente und gibt der deutschen „New Wave” ein neues Gesicht.
Uche Yara
Uche Yara kommt aus Linz. Dort entsteht auch ihre experimentelle Musik, die sich irgendwo zwischen Soul- und R&B-Einflüssen bewegt. Viel ist über die Newcomerin aber nicht bekannt: ihr Spotify Profil existiert zwar, weist aber keinen einzigen Song auf – die gibt es lediglich auf ihrer Homepage oder ihrem Soundcloud-Profil zu hören. In ihrer Instagram-Bio heißt es: „I play, I write, I produce. 2o // 1,83.“ Sicher ist jedoch, dass Uche Yara mit ihrer verzaubernden Stimme und einer großartigen Live-Präsenz eine ganz eigene musikalische Welt aufbaut, in der man sich nur zu gern verliert. Das haben übrigens auch Bilderbuch früh erkannt, die Uche Yara kurzerhand als Support-Act mit auf Tour nahmen. Als wir Uche Yara dort live gesehen haben, war uns klar: Sie muss bei unseren ReBoot Culture Sessions dabei sein. Kurzerhand haben wir eine Session mit ihr im Belvedere in Wien aufgenommen – dort hat sie ihre Songs Baby Boy“ und „Honey, Come Find Me“ gespielt.
Neunundneunzig
Die österreichischen Newcomer Saiya Tiaw und Nicki Papa eint vieles: Der säuselnde Gesang, die skizzenhafte Produktion, die Begeisterung für verschiedene Genres und der Hang zur Melancholie, der ihre Musik durchdringt. Nur konsequent also, dass die beiden parallel zu ihrem jeweiligen Schaffen ihre Soundwelten mit der gemeinsamen Band Neunundneunzig und einem gleichnamigen Label zu verknüpfen. Auf diesem erscheint im April das Debütalbum des Duos: „99 in dein Herz“. Auf zehn Songs breiten die beiden Freunde die Vision aus, an der sie gemeinsam schon lange schmieden: Vage Erinnerungen vom letzten Rave, Tablettenrausch und Heartbreak, vorgetragen in Cloudrap-Manier auf New Wave- und Dance-Beats, die Saiya Tiaw selbst zusammen schraubt. Als Solo-Künstler veröffentlichte er außerdem bereits die genau so skizzenhafte wie auch geniale EP „Tränen von dir“, unter dem Alter-Ego Danziger99 erscheinen dagegen obskure Songs zwischen Trance-Sounds und Sadboys-Lyrik. Wir hoffen, dass mit all diesen diversen Projekten im nächsten Jahr die Reise fortgesetzt wird, die 2021 so spannend angefangen hat.
futurebae
futurebae ist Alleskönnerin. Eine gewagte Behauptung, die man allerdings schnell überprüfen kann, indem man sich durch die farbenfrohe Diskographie der Newcomerin hört. Die findet 2020 mit dem Song „Coca Cabana“ ihren Anfang, zu dem futurebae von ihrem guten Freund und Rap-Kollegen Dissy ermutigt wird, der gleich selbst noch einen Part kickt. Es folgen weitere spannende Kollaborationen, gleich doppelt mit den Synth-Poppern von Tropikel Ltd sowie dem Hamburger Duo Schorl3. Auch großartig: Das feucht-fröhliche, gerappte „Sektfrühstück“ in Songform mit Dilla, zu dem die beiden kürzlich geladen haben. Aber futurebae überzeugt auch alleine. Im Mai erschient mit „Willst du mit mir gehen?“ die zweite EP der Musikerin aus Schlewsig-Holstein und verhandelte irgendwo zwischen Pop, RnB und Hip-Hop das Hadern mit dem Erwachsenwerden, Liebe und allem anderen, mit dem man sich so rumschlagen muss. futurebae hat keinen „Signature Sound“, dafür aber, umso besser: Eine Stimme, die man aus hunderten heraushört und die uns auch im Jahr 2023 begleiten wird.
Berq
Paula Hartmann und Verifiziert sind Fans – und auch wenn prominente Supporter:innen nicht zwangsläufig Indizien dafür sind, dass sich hinter einer geteilten Instagram-Story auch immer eine gute Songempfehlung verbirgt, trifft bei Berq und seiner Debütsingle „Echo“ genau das zu. Sang- und klanglos veröffentlichte der 18-jährige Hamburger am 23. September sein Erstlingswerk, dass inzwischen immer weitere Kreise zieht. Der Grund: „Echo“ ist unverblümt ehrlich und schmerzvoll, einfach aus dem Alltag gegriffen und trotzdem so poetisch. Ein Song, der Gänsehaut bereitet.
Musik macht Felix Dautzenberg aka Berq schon eine ganze Weile lang. Knapp sechs Jahre lang spielt er in einer Schülerband seines Gymnasiums, an dem er erst vor kurzem sein Abitur machte. Inspiriert von Künstler:innen wie Schmyt, Paula Hartmann oder Tua wagt sich der Newcomer still und heimlich im Keller seines Elternhauses auch bald selbst ans Produzieren. Der Wunsch, vielleicht einmal als Produzent zu arbeiten, erweist sich durch fehlenden Artists jedoch bald zum Problem. Also beginnt Berg vor knapp einem Jahr an seinen Gesangs-Skills zu feilen und produziert einfach sich selbst. Das Ergebnis ist „Echo“.
Levin Liam
Song um Song singt sich Levin Liam tiefer in die Herzen seiner Fans. Innerhalb der Rapwelt beansprucht der Wahlhamburger eine Nische zwischen Beats und Poesie für sich, die wir so noch nicht kannten. Levin Liam kann nicht nur Rappen und singen, sondern vor allem unheimlich gut texten. Mit Sätzen wie „Warum fühlen alle anderen immer das, was ich nicht fühl“ („Ich hab dich“) und „Nein ich will nicht, dass du klein bleibst. Doch bitte wachs nicht über mich hinaus“ („Gleich“) fängt er die Gedanken und Ängste einer Generation ein, die nicht so richtige weiß, wo sie hingehört. Schon mit diversen Veröffentlichungen in 2022 zeigte der gebürtige Berliner deshalb, dass in ihm eine nachdenkliche Seele schlummert – seine beiden Tapes „Levin Liam Lecks“ und „Vegiss mich nicht zu schnell“ (mit Produzent Cato) bestätigten das. Was für ein Jahr für den Newcomer: Im Dezember 2022 spielte er außerdem seine erste eigene Live-Show in Hamburg. Doch für Levin ist klar, dass das noch längst nicht alles war: „Von hier an nur noch doller“.

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