DIFFUS

Lingua Nada im Interview: „Wir spielen immer übelst laut und richtig brutal“

Posted in: FeaturesInterviews
Tagged: Lingua Nada

Der gesamte Sound des Debütalbums von lässt darauf schließen, dass die Mitglieder nicht erst seit kurzem Musik machen. Adam zum Beispiel kam mit seiner Mutter im Alter von 16 Jahren von Paris aus nach Deutschland, hat seither nur Musik gemacht und spielte bis zu acht Stunden pro Tag Gitarre. Vor Lingua Nada hatte er auch diverse andere Bands und nahm Songs auf, welche er unter dem Namen “Goodbye Alley Airships” als Compilation veröffentlichte. Für “Snuff” funktionierte der Songwritingprozess so, dass die komplette Band zum ersten mal „einen Song nach dem anderen gemacht“hat. Arvid erklärt den Prozess so: “Wir hatten einen Songwritingprozess, wo es hieß: Wir schreiben jetzt Songs! Wir haben uns erst versucht als Band zu treffen und direkt zu schreiben, aber vieles entstand auch so, dass u.a. Adam direkt mit Ideen ankam und vieles erst im Studio fertig geworden ist. Gerade für Texte, Melodien und Harmonien haben wir uns dort noch einmal extra hingesetzt.”

Lingua Nada – Level 100

Hier wäre eigentlich etwas eingebettet. Du hast aber Embed und Tracking deaktiviert.

Zur Optimierung unseres Angebots nutzen wir Cookies, Google Analytics und Embeds von Seiten wie YouTube, Instagram, Facebook, Spotify, Apple Music und weiteren. Mit dem Klick auf "Jetzt aktivieren" stimmst du dem zu. Mehr Informationen findest du in unserer Datenschutzerklärung.


Die Struktur der meisten Songs von Lingua Nada ist sehr wirr und das Endergebnis klingt so, als wäre das Songwriting schwierig und sehr komplex. Adam entgegnet dem damit, dass die Songs nie einer klaren Struktur unterliegen und er beispielsweise niemals in einer Punkband spielen könnte, da ihm das stetige Wiederholen von klaren Abläufen viel mehr Schwierigkeiten bereitet als das jetzige Vorgehen. Er beschreibt den Entstehungsprozess so: “Die Songs entwickeln sich einfach, deshalb hab ich aber manchmal Angst vor diesem ‚Stop- and Go‘, so dass im Endeffekt kein wirkliches Lied entsteht. Als Musiker muss ich mich dementsprechend kritisieren, dass ich meiner Meinung nach noch keine guten Songs schreibe – das ist meistens noch viel zu chaotisch.”Arvid führt den kompletten Prozess noch etwas genauer aus: “Meistens kommt er mit irgendeiner Idee an, hat irgendwie eine Melodie im Kopf und sagt dann dazu: ‚das machen wir jetzt genau so.‘ Und dann sitzen wir daran und machen damit irgendwie weiter. Dann kommt irgendein zweiter Gedanke dazu, wie bei vielen Bands, nur dass dann nicht klar definiert ist, was genau die Strophe und was genau ein Refrain sein soll. Meistens gibts dann noch weitere Einfälle und dann gibt es noch einen Part und noch eine geile Idee und im Endeffekt entsteht dann daraus der Song. Der wird dann bestimmt noch vier bis fünf mal umgeschmissen. Es sind immer mehrere Schichten und tatsächlich sind die Songs, die wir spielen nie komplett gleich, da sich die Effekte regelmäßig abwechseln.” Generell nutzen Lingua Nada zahlreiche Ideen und Effekte, damit der Sound chaotisch und kompliziert wirkt. Maßgeblichen Einfluss auf das Album hatte auch der Leipziger Produzent Magnus Wichmann (der u.a. schon Paan oder I Salute produzierte), welcher für Adam der einzige Produzent ist, mit dem er zusammenarbeiten kann.

„Ich denke, viele deuten sich etwas zusammen, so etwas wie ‚keine Sprache‘ oder ähnliches“

Adam erklärt im weiteren Verlauf des Gesprächs, dass er ständig nach dem Bandnamen gefragt wird, viele Informationen über die Herkunft habe er allerdings gar nicht parat: “Er kommt von mir und ist nicht korrekt in irgendeiner Sprache. Es handelt sich dabei um zwei lateinisch Worte, welche eigentlich Sinn ergeben, aber eben nicht zusammen. Ich denke, viele deuten sich etwas zusammen, so etwas wie ‚keine Sprache‘ oder ähnliches. Es ist mir ein bisschen peinlich, da ich nie gedacht habe, dass das übersetzt wird bzw. war das nie meine Idee dahinter. Ich werde aber oft gefragt, ob ich damit ‚keine Sprache‘ meine und darauf antworte ich dann jedesmal: ‚Nein, eigentlich nicht.'“

Lingua Nada – Cyanide Soda

Hier wäre eigentlich etwas eingebettet. Du hast aber Embed und Tracking deaktiviert.

Zur Optimierung unseres Angebots nutzen wir Cookies, Google Analytics und Embeds von Seiten wie YouTube, Instagram, Facebook, Spotify, Apple Music und weiteren. Mit dem Klick auf "Jetzt aktivieren" stimmst du dem zu. Mehr Informationen findest du in unserer Datenschutzerklärung.


“Wir spielen immer übelst laut, richtig brutal und ich war mir sicher, dass die 50 Prozent die bis zum Ende dageblieben sind, es genossen haben.”

Momentan befinden sich Lingua Nada auf Tour. Gerade im Bezug auf ihre diversen Effekte und Loops erscheint es schwierig, die Songs ihres Albums “Snuff” komplett live wiederzugeben. Adam erwidert darauf, dass es für ihn teilweise frustrierend sei, live zu spielen, da er nie zu einhundert Prozent zufrieden ist. Arvid erklärt außerdem, dass eine direkte Umsetzung theoretisch möglich ist, aber die Songs live immer etwas anders gespielt werden: “Wir spielen die Loops immer während irgendwelcher Parts ein, welche dann unterschiedlich abgespielt werden, dementsprechend klingen unsere Songs immer sehr voll. Der Bass klingt nicht immer wie ein Bass, die Gitarre nicht immer wie eine Gitarre. Manchmal gibt es auf unserer Platte Stellen, auf welcher die Gitarre Bassfrequenzen spielt und mein Bass Gitarrenfrequenzen abdeckt.” Auf die Frage, wieso es sich lohnt zu einer Lingua Nada-Show zu kommen, erzählt Adam, dass bei Live-Shows immer etwas Unerwartetes passieren kann: “Es ist nie das Gleiche. Früher haben wir mal als Outro aus einem unserer brutalsten Songs eine Jazz-Lounge-Variante gemacht, diesen immer im Loop gespielt und dann einfach abrupt aufgehört. Es ist immer alles etwas unerwartet und oft gibt es dann noch Songs, die nicht auf irgendeiner Platte sind. Dazu gibt es keine Pausen, jeder Song geht ineinander über.”Arvid ergänzt dies um eine Anekdote aus Hamburg: “Es gab einmal ein Konzert, da haben wir im Backstage eine Posaune gefunden und ich kam auf die Idee, sie mit auf die Bühne zu nehmen. An einer bestimmten Stelle wollten wir damit etwas machen, anstelle des Loops, welches Adam dort sonst immer spielt. Irgendwie kam die Posaune dann an einer ganz anderen Stelle, als ursprünglich abgesprochen. Adam hat die Posaune genommen, ist damit spielend durchs Publikum gelaufen, während vom anderen Gitarristen und mir nur so etwas wie Geräuschpegel und Lärm kamen. Davon gibt es auch so ein ultraschlechtes Video – das war der einzige Auftritt wo er danach ankam und meinte ‚das war gut‘. Völliges Chaos! Das halbe Publikum ist bereits beim ersten Song wieder rausgegangen, weil es viel zu laut und zu nervig war.” Adam ist diesbezüglich noch zwiegespalten: “Wir spielen immer übelst laut, richtig brutal und ich war mir sicher, dass die 50 Prozent die bis zum Ende dageblieben sind, es genossen haben. Genau das ist das Ziel, aber dennoch nervt es mich, dass dann die anderen 50 Prozent weg sind.“

#VALUE!

“Buy my record.”

Neben gehören vor Lingua Nada zu den jungen Bands, welchen einen Emo-Posthardcore-Mathcore-Sound wieder aufleben lassen. Dennoch haben die einstigen Bands aus der “Myspace-Area” von 2005 bis 2010 keinen maßgeblichen Einfluss auf den Sound von Lingua Nada, erklärt die Band. Adam mag Garage, aber generell wechseln seine musikalischen Vorlieben ständig: “In den letzten Wochen habe ich viel Of Montreal aus dem Elephant 6-Kollektiv gehört. Das ganze klingt wie eine experimentelle Form der Beatles. Da steh ich total drauf. Ansonsten höre ich seit ein paar Tagen viel Coilguns, das ist gerade meine aktuelle Lieblingsband – und komplett anders als Of Montreal. Ich glaube, wenn man solche Musik macht, wie wir sie machen, muss man vieles Verschiedenes hören. Bewusste Einflüsse gibt es ansonsten nicht.”Myspace selbst hingegen vermisst die Band schon. Adam meint, dass das heute genau ihr Ding wäre, während Arvid die eigene Promoarbeit via Facebook kritisiert: “Facebook ist halt einfach der Tod für Bands. Es geht alles um Reichweite, du kaufst dir deine Reichweite und da leidet so viel drunter.” Passenderweise beendet Adam das Interview mit den Worten: “Buy my record!” Um diesen Wunsch nachzugehen und sich selbst ein Bild von Lingua Nadas Livefähigkeiten zu machen, empfehlen wir den Besuch auf der derzeitigen Tour: 18.04.18 – Berlin, Zukunft am Ostkreuz 19.04.18 – Hamburg, Astrastube 20.04.18 – Köln, Subway 21.04.18 – Lyon, Farmer 28.04.18 – Stuttgart, Waggons 29.04.18 – Nürnberg, Live Session @Ghost City Studio 11.05.18 – Berlin, ZGK 12.05.18 – Zwickau, Barrikade 13.05.18 – Graz, Sub 17.05.18 – Weimar, Villa 18.05.18 – Jena, Cafe Wagner 19.05.18 – Lauenberg, Kuhle Wampe Fest

Hier wäre eigentlich etwas eingebettet. Du hast aber Embed und Tracking deaktiviert.

Zur Optimierung unseres Angebots nutzen wir Cookies, Google Analytics und Embeds von Seiten wie YouTube, Instagram, Facebook, Spotify, Apple Music und weiteren. Mit dem Klick auf "Jetzt aktivieren" stimmst du dem zu. Mehr Informationen findest du in unserer Datenschutzerklärung.


Cover neues DIFFUS Magazin

Das neue DIFFUS Print-Magazin

Titelstory: SSIO

Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!