Mit „So Smooth“ setzt Layla ein Statement für weibliche Sexpositivität
Deutsche Songs über das Thema Sex sind oft schwierig zu genießen. Das liegt teilweise daran, dass in der Vergangenheit hauptsächlich Männer (gerne auch sehr plumpe bis höchstgradig sexistische) Songs über den Liebesakt geschrieben haben. Ein weiterer Aspekt ist natürlich die Reaktion der Öffentlichkeit, die sämtliche andere Menschengruppen, welche sich dem Thema jemals in ihrer Musik zuwandten, entweder verurteilt und/oder nach anderen Maßstäben beurteilt. Selbst der machoide Wortschmied Shindy beteuert in Interviews immer wieder, dass es so gut wie keine gut geschriebenen Songs über das Thema gibt, weil die meisten Texte einfach plump und unästhetisch ausfallen. Inzwischen kann man aber eine eindeutige Veränderung der Gesellschaft im Umgang mit Sex und Sexpositivität beobachten, FeministInnen sei Dank! Ein aktuelles Beispiel ist das Cincogirl Layla und ihr neuer Song „So Smooth“, in dem sie einen Einblick in ihre sexuellen Fantasien gewährt. Von Plumpheit oder mangelnder Wortästhetik keine Spur. Auf einem Beat von Agajon, dessen Skizze genauso hätte heißen können wie der finale Song, besingt und berappt die Newcomerin einige ihrer Vorlieben im Bett (oder wahlweise auf der Couch). „D’Angelo aus dem Speaker, ich greif’ nach deiner Hand / Saug an deinem Finger und es schmeckt wie Brown Sugar / Kokosöl auf meiner Haut, du leckst an mir ich schmeck’ wie Bounty / hör’ nie auf, weil ich niemals genug hab’“. Auch wenn wir in Sachen Gleichberechtigung noch einen weiten Weg vor uns haben, ist es doch irgendwie schön zu hören, dass sich scheinbar immer mehr Frauen wohl genug in unserer Gesellschaft fühlen, um ungehindert ihre Sexualität auszuleben.
Layla – So Smooth
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Dass Layla Frauen mit ihrer Musik empowern möchte, steht außer Frage. Doch auch abgesehen von dem unterschwelligen, politischen Statement hinter „So Smooth“ ist der Song eine absolute Bereicherung für jedes Soul-affine Ohr. Denn während die Rapperin mit der phänomenalen Singstimme in „Blicke“, ihrem letzten Song, eine Reise durch die Soundwelt des UK-Garage und somit des zeitgenössischen Clubsounds wagte, lädt ihr jüngster Streich mit seinen sanften und doch verruchten Gesangsmomenten zum intimen Kuscheln ein. Rein musikalisch gesehen ist es schon sehr beachtlich, wie facettenreich und wandelbar Layla ihre Diskographie gestaltet, ohne dabei auch nur einen Hauch an Authentizität einzubüßen. Aktuell gibt es gerade mal fünf veröffentlichte Songs, trotzdem präsentiert sie mit ihnen fünf verschiedene Soundbilder und Styles, die sie scheinbar mühelos in sich vereint. Normalerweise würde man hier von einer klassischen, frühkünstlerischen Findungsphase sprechen, aber die Wahlberlinerin klingt mittlerweile so, als hätte sie sich schon längst gefunden und wir, die HörerInnern sind diejenigen, die sie allmählich kennenlernen dürfen.
Die Sterne für mehr Aufmerksamkeit, künstlerische Möglichkeiten und somit mehr Output von Layla stehen jedenfalls gut. Für das (im wahrsten Sinne des Wortes) reizende Video zu „So Smooth“ machte die gebürtige Münsterin gemeinsame Sache mit der US-amerikanischen Bekleidungsmarke Juicy Couture, welche die Outfits für sie bereit stellte. Doch der Clip glänz mit viel mehr als nur mit coolen Outfits: KunstliebhaberInnen dürften zum Beispiel die versteckte Referenz an das berühmte Gemälde „Die Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli aus dem 15. Jahrhundert aufgefallen sein, welche thematisch treffender nicht sein könnte. Schließlich stellt Venus in der römischen Mythologie die Göttin der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit dar. Spätestens nach diesem ästhetischen Kunstgriff sollte klar sein, dass Layla einen hohen Anspruch an alle Aspekte ihres Schaffens hat, auch außerhalb der Musik. Fazit: Man sollte diese ambitionierte und versierte Newcomerin keinesfalls aus den Augen und schon gar nicht aus den Ohren verlieren.
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