Neues Album von Ufo361: LoFi beats to relax and cry to
Herbst 2023. Ufo361 rappt in einem Strip-Club über den abtrünnigen Jedi-Ritter Anakin Skywalker. An anderer Stelle macht er eine zugekritzelte Toilette zur Hotbox und huldigt der Punk-Designerin Vivienne Westwood. Die Beats dazu klingen nach verzerrten Metal-Gitarren oder 8Bit-Gaming-Soundtrack, eine Sound-Ästhetik, die sich der Rapper von Playboi Carti und seinem Label 0pium geborgt hat.
Die Songs aus dieser Zeit bündelt Ufo361 im Januar 2024 dann auf seinem Album „Sony“, gemeinsam mit weiteren Stücken und vielen internationalen Features. Einige seiner Fans beschweren sich über satanistische Motive und Ufos ausgefallene Outfits, aber insgesamt nimmt die Rage-Bubble den Zuwachs mit offenen Armen auf. Ufo361 steht auf dem Zenit seines Schaffens – wieder einmal. Aber dann kommt es doch ganz anders.
Heartbreak statt Moshpit
Als er im März mit seinem Song „Say Goodbye“ zurückkehrt, ist der Rap-Punk-Rockstar kaum wiederzuerkennen. „Sag mir nicht, dass du mich liebst / Wenn du nicht weißt, was es heißt“, rap-singt ein gebrochener Ufo auf einem melancholischen Instrumental. Ein Vorbote, denn das Album, das er unter dem Titel „Nur Für Dich 2“ am Freitag veröffentlicht hat, will keine Moshpits aufmachen, sondern soll vor allem gebrochene Herzen heilen.
Features mit Levin Liam, Nina Chuba und mehr
„Wegen dir mach ich wieder sad songs“, heißt es auf „Forever“ und es stimmt: es gibt wahrscheinlich kein Ufo-Album, das so traurig und bedrückend ist wie dieses. Vorbei mit Flex, Chrome Hearts und Marilyn Manson-Vergleichen, stattdessen tropfen aus nahezu jedem der 15 Songs tropfen salzige Tränen und das Blut eines gebrochenen Herzens. Aber Ufo ist nicht gänzlich alleine mit seinem Leid: Mit von der Partie sind zahlreiche Featuregäste wie Levin Liam, Nina Chuba, Henning May und Paula Hartmann.
Schon an dieser Auswahl zeigt sich, dass sich Ufo vom Hardcore-Trap-Sound abwendet und vor allem auf Musiker:innen setzt, die besonders gut darin sind, ihre Gefühle auszudrücken. Auch er selbst ist darin inzwischen erstaunlich gut. Die Songs klingen, als wären sie in Stunden des tiefsten Herzschmerz entstanden und diese rohen Emotionen, das Zittern in der Stimme, hört man dem Interpreten auch durch zig Autotune-Ebenen an. Der Sound dafür ist an vielen Stellen langsam, schwer und drückend, atmosphärische LoFi-Instrumentals, die vor sich hin tröpfeln wie ein nicht enden wollender Regentag. Das erinnert ein bisschen an die Welle von „LoFi Beats to relax and study to“, die in der Pandemie bei vielen im Home Office liefen, nur eben viel wertiger und passend zur trüben Stimmung.
Im Osten geht die Sonne auf
Erstaunlicherweise nutzt sich diese Stimmung weder musikalisch noch inhaltlich so richtig ab. Dank vieler Gastbeiträge und eine clever gebauten Tracklist, zieht Ufo361 sein Publikum mit in den emotionalen Abgrund, bevor man sich der Melancholie überhaupt entziehen kann. Am Ende spuckt einen „Nur für dich 2“ dann aber doch ganz wo anders aus. Der Closer „Warum ist es so schwer dich zu vergessen“ schwebt für knapp 4 Minuten über eine sanfte Ambient-Fläche, nur um dann zum Schluss in ein japanisches Citypop-Sample zu kippen. Das klingt funky, vintage, locker. Ein harter Bruch mit der übrigen Tracklist, ein kleiner Gruß an und aus seiner neuen Wahlheimat Japan und vielleicht ja auch sowas wie ein kleiner Hoffnungsschimmer am Heartbreak-Horizont. Ihr wisst Bescheid.

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