MALIK: OG Keemo schreibt ein neues Kapitel seiner Straßengeschichten
Gerade mal seit einem Jahr und einem knappen Monat gibt es das Debütalbum von OG Keemo und Funkvater Frank namens „Geist“ zu genießen. Doch schon vor dem Release des ersten großen, eigenen Künstler-Meilensteins galt Keemo als Kritikerliebling und so ziemlich jede Person innerhalb der Szene konnte sich auf den Sound des kahlrasierten Rappers mit den bunten Durags und seines Producer-Partner-in-Crimes Funkvater Frank einigen. Schon mit dem „Vorwort“ seines ersten Mixtapes „Skalp“, welches mit seinem düsteren und brachialen Sound im November 2018 einige Menschen in eingefleischte OG Keemo Fans verwandelte, meißelte der Mannheimer seinen Status als begnadeter Lyricist in Stein. Mit der Veröffentlichung von „216“, einem Song auf „Geist“ der sich kritisch und ungeschönt mit rassistisch motivierter Polizeigewalt außeinandersetzt, mauserte sich der Mannheimer zu einem der wichtigsten, politischen Figuren ebenjenes deutschen Raps, der abseits von Modus Mio stattfindet, ohne sich auch nur eine Sekunde in irgendeiner Weise anzubiedern. Seit dem Release von „Geist“ ist „Malik“ nun das erste, vollwertige musikalische Lebenszeichen, welches große Fußstapfen zu füllen hat.
„Sag, was denkst du, was das hier ist? Meine Neun ist kein Accessoire / Vater Staat ist auf mei’m Dick, deine Bitch ist in Gefahr / Ich kenn’ fünf namentlich, doch 100 N%ggas mit ‚ner Marke A / Lass‘ die Hunde aus dem Gitter dieses Jahr“brettert OG Keemo eingangs aggressiv über den skelletthaften Beat von Funkvater Frank, der eine passende getriebene Atmosphäre verbreitet. Gewohnt wort- und bildgewaltig schmückt der ZNK-Rudelführer seine beiden Parts mit allerlei Statements zu seinem, beziehungsweise Maliks Hustler-Mindset. Stets sämtliche Fluchtwege und vor allem Umsatz im Kopf, lässt man sich als echter Gauner nämlich erst zur Bettruhe (die natürlich gesichert durch eine unter dem Kopfkissen gebunkerte Selbstladepistole ist), wenn man aus einem Schein zehn gemacht und dabei im Zweifelsfall noch ein paar Frechdachse zusammengefaltet hat. Spätestens in dem Moment, in dem die runter gepitchte Hook einsetzt, ist man als ZuhörerIn direkt wieder im Bann von Keemos, durch sein jüngstes Album „Geist“, erprobter Feder gefangen und ertappt sich schon wieder beim Ergötzen an den verbrecherischen und blutrünstigen Lines des Rappers.
OG Keemo – Malik
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Denn so hart wie die Sprache auch ist, so interessant sind auch die Perspektiven und Beobachtungen, die OG Keemo mit Hilfe der einzigartigen musikalischen Untermalung von Funkvater Frank immer wieder präsentiert. Mit dem 27Bucks-Team, welche sonst hauptsächlich für visuelle Konzepte bei Ahzumjot verantwortlich ist, hat sich das Duo offensichtlich die richtigen Partner geholt, um ihre neue Musik mit bewegten Bildern zu versehen. Das Video zu „Malik“ strotzt nur so vor Bildgewalt. Ob es ein gewisser, kleptomanisch veranlagter Rapper auf einem Laufband vor Hundefängern vor sich hin trottend ist, gestapeltes Dosenfutter von „Keemo’s“ (welches gut und gerne eine Referenz an die berühmten „Keemos Krunchies aus dem ‚Trap‘- Video sein könnten) ist, oder etwa besagter Rapper in einem Zwinger mit einem bellenden Hund, eines wird in fast jeden Frame deutlich: Ästhetisch wird dort angeknüpft, wo die Visualisierung zu „Geist“ aufgehört hat, nämlich auf der dreckigen Straße und in der Trap. Vielleicht liegt es an den Statisten oder an dem Schauspieler, die immer wieder zum Einsatz kommen, aber irgendwie wirkt das ganze Video unfassbar cineastisch und lässt uns hoffen, dass es zu „Malik“ noch eine Fortsetzung geben wird, die vielleicht noch ein paar Antworten zu unseren eingangs erwähnten Fragen bezüglich der ominösen Buchstaben „MBH“ und der Person von Malik liefert.

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