Okta Logue im Interview: „What the fuck? You guys are from Germany?“
Nach mehreren äußerst erfolgreichen und anstrengenden Jahren kehren Okta Logue in diesem Jahr mit ihrem dritten Album „Diamonds And Despair“ zurück. Im Jahr 2012 erschien mit „Ballads Of A Burden“ das Debüt der Band, bereits ein Jahr später stand schon der Nachfolger „Tales Of Transit“ in den Läden. Das zweite Album von Okta Logue entstand nach ausgedehnten Tourneen und genau zu dem Zeitpunkt, als alle Welt über den besonderen, psychedelischen Retro-Sound aus Hessen sprach. Heute sind Sänger Benno Herz und seine Bandkollegen mit diesem zweiten Album aber nicht mehr zufrieden, man habe einiges Potenzial verschenkt. Grund genug, die Produktion des neuen Album anders und ruhiger anzugehen. Entstanden ist ein zielgerichtetes Album, das ebenso von sphärischen wie treibenden Sounds und der Liebe für die Rockmusik der Sechziger- und Siebzigerjahre lebt.
„Natürlich mögen wir alle unserer Alben auf eine Art und Weise sehr gern, das neuste und aktuellste fühlt sich aber immer am frischsten an. Diesmal haben wir dennoch das Gefühl, soundmäßig einfach nochmal einen Schritt vorwärts gekommen zu sein“sagen Benno und Philip über ihr neues Album. Besonders erfreut seien sie darüber, dass sie ein paar schöne Lieder geschrieben hätten, die musikalisch wie auch textlich sehr persönlich seien. „Man hört, dass hier jeder alles gegeben hat. Diese Form an Intensität haben wir vorher so noch nicht erreicht.“ Dass Unzufriedenheit generell aber immer zu Weiterentwicklungen führe, scheint für Benno und Philip logisch. „Das ist wie eine Spirale, die sich immer wiederholt und einen in gewisser Weise auch antreibt. Man ist als Künstler ständig auf der Suche nach Veränderung und Weiterentwicklung. Man denkt immer, das geht noch besser.“ Eben dieser Prozess sei dann auch sehr wichtig, um kreativ nicht auf der Stelle zu treten.Wie in einer Familie oder einer Beziehung gibt es eben auch mal Ups und DownsDie Spirale einer stetigen Weiterentwicklung sei für die Band aber auch oftmals anstrengend: Man verbringe viel Zeit miteinander und Zweifel kommen hin und wieder auch auf. „Da kracht es natürlich auch mal während einer langen Tour. Nichts desto trotz ist es unser aller Traum in einer Band zu sein. Wir lieben uns alle ziemlich sehr und wie in einer Familie oder einer Beziehung gibt es eben auch mal Ups und Downs.“Insgesamt sei Okta Logue aber eine sehr harmonische Einheit, auch wenn es auf kreativer Ebene manchmal Reibung gebe. Über die Produktion ihres neuen Albums erzählen Okta Logue: „Es war eine total bereichernde Erfahrung mit unserm Produzenten Swen Meyer zusammenzuarbeiten. Die positive Erfahrung, sich jemanden mit so etwas so Emotionalem wie der eigenen Musik anzuvertrauen ist schon besonders. Vor allem wenn es am Ende so harmonisch und bereichernd zusammen funktioniert.“ Textlich beschäftigt sich die Band auf “Diamonds And Despair” mit den letzten Jahren und dem Herumreisen. Das ganze erhält dabei schnell eine gewisse Roadtrip-Atmosphäre. Trotzdem klingt auch eine gewisse Sehnsucht nach Zuhause durch. Auf die Frage, ob es auch Momente gab, in denen die Band genug vom Touren hatte, antworten Okta Logue: „Wenn, dann nur ganz ganz selten. Insgesamt war die Zeit auf Tour einfach eine unheimlich gute Erfahrung und hat vor allem auch ganz ganz viel Spaß gemacht. Natürlich hat man mal einen Durchhänger und vermisst sein gemütliches Zuhause. Das geilste ist dennoch auf Tour zu sein!“ Okta Logue konnten im Laufe ihrer bisherigen Karriere schon einige Erfolge in den USA feiern. Auch wenn Bands aus Deutschland international nicht immer die Anerkennung erfahren, die sie oftmals verdienen, konnte die Band zumeist nur gute Erfahrungen während ihrer Reisen machen. „Eigentlich wurden wir überall sehr freundlich und mit offenen Armen empfangen. Nichtsdestotrotz war es ganz spannend einen Einblick in den Konzertalltag in den USA zu bekommen.“ In den USA sei das Konzertgeschäft ein anderes als in Deutschland. Hier sei man einen freundlichen und fürsorglichen Umgang gewohnt. „Da ging es über dem großen Teich schon etwas ruppiger zu“beschreiben Benno und Philip.
What the fuck? You guys are from Germany? I didn’t know people over there play that kind of musicDas US-Publikum hätte auf die Auftritten der Band aber oft mit Begeisterung reagiert. „What the fuck? You guys are from Germany? I didn’t know people over there play that kind of music“ zitieren sie einen Besucher. Nach einem Festival Auftritt in Los Angeles habe sogar einmal jemand zu Philip gesagt: „You play the guitar like a weeping baby“. Das sei dann zu einer Art geflügeltem Wort geworden. Die Konzertbesucher seien auch immer wieder überrascht gewesen, dass Okta Logue aus Deutschland kommen. Vielleicht erscheint genau deshalb auch ein Umzug in die USA für die Band möglich. Benno erzählt: „Wir sind alle unter dem popkulturellen Einfluss Amerikas groß geworden. Ich war auch so schon paar mal dort für Roadtrips. Das Leben in beispielsweise San Francisco hat es uns schon angetan.“ Man könne sich gut vorstellen, mal ein Album in den USA aufzunehmen oder auch ganz dorthin zu ziehen. „Am ehesten nach Kalifornien. New York war aber auch echt inspirierend. Schwierige Frage…“

 
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