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Rap aus dem Bierzelt: Tream ist Deutschlands erster Schlagerrapper

Tagged: Tream

Wer dachte, wir hätten mit Party-Rap nach Die Atzen oder spätestens „Stoff und Schnaps“ abgeschlossen, hat noch nichts von Tream gehört. Der junge Musiker kommt aus dem Herzen Bayerns, trägt stets ein kariertes Halstuch und bezeichnet sich stolz als „Deutschlands erster Schlagerrapper“. Und der Erfolg gibt ihm recht: Songs wie „Hinters Bierzelt“ oder „Erstens ich bin besoffen“ haben Streaming-Zahlen in Millionen-Höhe. Kann man das guten Gewissens feiern? Wir haben uns Tream für euch genauer angeschaut.

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Party-Rap hat Tradition

Anno 2008 finden sich die beiden Berliner Rapper Frauenarzt und Manny Marc unter dem Namen Die Atzen zusammen – und der Rest ist Geschichte. Der Song „Disco Pogo“ steht mittlerweile bei 72 Millionen Klicks auf YouTube, „Das geht ab“ zieht mit 15 Millionen nach. Diese Ära ist (zum Glück?) lange her, aber auch seitdem gab es immer wieder Momente in denen sich Rap, Party-Pop und Schlager angenähert haben.

Seien es Lil Kleine und Ronnie Flexx mit „Stoff und Schnaps“, Finch Asozial mit seiner gabberigen „Abfahrt“ oder Apache207 mit Rollschuh-Rap à la „Roller“ und „Kein Problem“: Immer wieder spült die deutsche Musik-Landschaft Rapper an, die mehr auf infiziöse Ohrwürmer, als auf komplexe Reimketten geben. 

Mut zum Schlager

Der Grat zwischen geheimgenialem Hit und peinlichem Trash ist dabei natürlich immer sehr schmal, aber so viel Mut zum Schlager wie Tream hatte bisher wohl noch niemand. Dabei war das nicht immer so. Die ersten Releases des Newcomers finden sich im Jahr 2018 – damals noch spürbar mitten in der Findungsphase und mit Cloud Rap, wie ihn damals Yung Hurn und LGoony vorgemacht haben.

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„Wir bleiben Bavaria Kids!“

Damals schon beachtlich und bis heute der Fall: Tream produziert alle seine Songs selbst. Dabei hat er ein sicheres Händchen für eine saubere Mische – im Glas, wie auch an den Beats. Darüber hinaus wissen wir wenig über den Newcomer. Immer wieder verweist er in Songs auf seine Heimat Bayern und trägt passend ein Halstuch mit blau-weißen Karos. Alle weiteren Infos müssen wir uns aus der Musik und den zugehörigen Videos im DIY-Style ziehen. Deren Kulisse lässt mehr auf bavarianisches Hinterland als auf Münchner Chique schließen. Setting sind immer wieder das eigene Elternhaus, Moped-taugliche Feldwege und die Dorfdisco.

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Aus der Dorfdisco stammt auch der Sound und die Texte, die Tream in beeindruckender Frequenz in die Welt ballert. Von Yung Hurn und LGoony keine Spur mehr, stattdessen: Beats zwischen Party-Schlager, EDM und übereuphorischem Happy Hardstyle. Dazwischen mischen sich dann immer wieder auch andere Einflüsse, wie der 80s-inspirierte „Maniac“-Verschnitt „Dancing Queen Jeanny“.

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Mit seinen Texten und Songtiteln macht Tream unmissverständlich klar: Das ist Rap für die eskalative Grillparty auf dem Grundstück der Eltern eines Klassenkameraden, mit dem man lose bekannt ist. Bei dem entsprechenden Promille-Pegel sind dann auch Lines wie „Ich will mit dir hinter’s Bierzelt, Baby / Dein Ausschnitt macht mich verrückt und ich weiß, dass du mich willst“ mit-gröhl-tauglich, die hier in der Redaktion für hochgezogene Augenbrauen sorgen.

Mit Anlauf gegen die Messlatte

Tream ist absoluter Hedonist und macht keinen Hehl daraus – und in der Lebensphase, in der der Typ mutmaßlich gerade steckt, ist das vielleicht auch völlig okay so. Während die gesamte Musikindustrie in Berlin gebündelt scheint und all zu oft dem Sound aus Übersee nachrennt, macht Tream stattdessen Songs für das verschlafene 1000-Seelen-Kaff, in dem bis auf den jährlichen Rummel nicht viel passiert, und holt die Hörer:innen dort in ihrer Lebenswelt ab.

Was inhaltliches Niveau angeht, versucht man hier nicht mal die Messlatte zu erreichen, sondern stolpert in angesoffener Limbo-Manier darunter hindurch. Aber: Tream hat eine Stimme, der man trotz allem gerne lauscht und noch dazu ein beneidenswertes Gespür für Melodien, die im Kopf bleiben – ob man möchte oder nicht.

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