Rapper, Producer, Labelchef: Reezy öffnet sein Tagebuch auf Albumlänge
„Reezyyy ist top Tier seit tropfenemoji“ heißt es im Königskommentar unter dem Musikvideo der Single-Auskopplung „THOUGHTS“, welche vor knapp vier Monaten den ersten Vorgeschmack auf sein heute erscheinendes, fünftes Studioalbum „BORN SPINNER“ lieferte. Reezy selbst mahnt im Track jedoch „es gibt keine Helden in Frankfurt“. Introspektiv, atmosphärisch und vielseitig, manifestiert der Rapper auf den ingesamt 17 Tracks jedoch ein ums andere Mal seinen Sonderstatus.
Dass Reezy in seiner eigenen Liga spielt, beweisen die Zahlen, die restlos ausverkauften Shows der letzten Jahre, diverse Marken-Kollaborationen und natürlich der gemeinsame Output mit Producern wie OZ, Stickle oder Oddworld, die ja bekanntlich nicht mit jedem im Studio chillen. Zusätzlich hat Reezy als begnadeter Producer nicht nur selbst seine Finger bei Größen wie RIN, Luciano, Summer Cem oder zuletzt Levin Liam im Spiel, sondern gestaltet es mit seinem Label „TEENAGER FOREVER“ seit 2022 selbst mit.
Reezy: Haltung statt Hype
Anstatt nur zu Flexen arbeitet Reezy lieber weiter an seinem Vermächtnis und zeigt uns auf „BORN SPINNER“ ehrliche Tagebucheinträge. „Ich bin nicht einer von denen, die nur erzählen, sie wären von der anderen Sorte“ heißt es auf der Doppelsingle „DALÉ“, um dann beim Konterpart „FUNKEL“ zu ergänzen: „Ich sitz‘ lonely at the top, ich schaue nach unten / Baby, hör nicht auf den Talk, das ist Bullshit“. Auf Letzterem werden sogar im Intro- und Outro die Stimmen von SZA und Sexyy Red durch den Filter gejagt.
Mit der verträumten „TRAPPER’S LULLABY“, dem psychedelischen „GANGSTAAA (GLS CLASS)“ und dem clubbigen „TWINS“ sollten noch drei weitere Singles samt Musikvideos folgen, die Reezys Selbstfindung klanglich und visuell spürbar machen. Auf dem Titeltrack „BORN SPINNER“ holt sich der Frankfurter Support aus London. AJ Tracey x Reezy ist die Kollabo, von der wir noch nicht wussten, dass wir sie brauchen. Dass er mit Bausa harmoniert war jedoch schon durch einige Singles bekannt. „REWIND“ setzt die gemeinsame Erfolgsgeschichte fort.
Zwischen den melodischen Flows, dichten Texturen und präziser Produktion erzählt Reezy auf „BORN SPINNER“ von inneren Kämpfen, vom Hustle hinter der Fassade, aber auch vom Vertrauen in den eigenen Weg. Man muss sich nicht neu erfinden, wenn man sich selbst ernst nimmt. Als Künstler, der seine Produktionen selber kreiert. Als Unternehmer, der das Game im Blick behält. Und als Rapper, der weiß, dass man nicht immer am lautesten schreien muss, um aufs höchste Level zu kommen. Dabei schimmert immer wieder durch, worum es eigentlich geht – um Haltung statt Hype.

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