Zwischen weiblicher Selbstbestimmung und Blackfishing: Shirin David und „90-60-111“
Vor knapp zwei Wochen hat Shirin David auf ihrem Instagram-Account mit einem Video-Snippet aus dem Studio für Gerüchte um ein zweites Album gesorgt, nur wenige Tage später sollte zumindest sicher sein, dass mit „90-60-111“ erstmals nach ihrem Nummer Eins Album „Supersize“ aus vergangenem Jahr ein neuer Song erscheint. Vor allem die Zeile „ich bin nicht so eine, doch genauso eine bin ich“ hat vermehrt unter ihren weiblichen Fans noch vor dem Release am gestrigen Freitag für Nachfragen, in erster Linie aber für Zustimmung gesorgt. Shirin erweist sich damit erneut als eine Künstlerin, die weiß, wie man Feminismus in kräftige Punchlines verwandelt. All diejenigen, die sich im Rahmen von „ICE“ und „Gib ihm“ schon über knappe Outfits echauffiert haben, dürften ähnlich empört über das aktuelle Video sein, denn an die Stelle von Stoff tritt hier der Zensurbalken – kurzum, Shirin hat weibliche Selbstbestimmung durchgespielt und tut gut darin, diese einer noch viel zu männlich dominierten Deutschrap-Szene immer wieder vor Augen zu halten. Leider aber, wiederholt sich David nicht nur in feministischen Punchlines, mit dem gestrig erschienenen Video zur Single „90-60-111“ vordergründig auch in Blackfishing. Blackfishing meint eine Form von kultureller Aneignung, praktiziert durch weiße Personen/ Künstlerinnen wie Shirin David, die sich Äußerlichkeiten von Woman of colour oder schwarzen Frauen aus ästhetischen Gründen, als Accessoire aneignen. Bereits zu ihrem Debütalbum, vor allem im Kontext des Videos „On Off“ traten vermehrt berechtigte Vorwürfe auf, die Shirin David des blackfishings bezichtigten, auch in „90-60-111“ ist die Tatsache, dass David ihre Haut merklich dunkler schminkt kaum zu übersehen. So wichtig sich Shirin David vor allem aus weiblicher Perspektive für die Rap-Szene erweist, so schmerzlich ist die Tatsache, dass sich in puncto kultureller Aneignung noch keine Einsicht bei der Künstlerin eingestellt hat.
Shirin David – 90-60-111
Hier wäre eigentlich etwas eingebettet. Du hast aber Embed und Tracking deaktiviert.
Zur Optimierung unseres Angebots nutzen wir Cookies, Google Analytics und Embeds von Seiten wie YouTube, Instagram, Facebook, Spotify, Apple Music und weiteren. Mit dem Klick auf "Jetzt aktivieren" stimmst du dem zu. Mehr Informationen findest du in unserer Datenschutzerklärung.
Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!