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Aufhebung von Copyright-Ansprüchen: Sierra Kidd ermöglicht neue Formen des kreativen Outputs

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Die sogenannte „Claiming Funktion“ auf YouTube ermöglicht es, dass RechteinhaberInnen ihre Urheberrechts-Ansprüche erheben können. Von YouTube wurde dazu im Jahr 2007 das Tool „Content ID“ eingeführt – ein Programm, das mit einer Datenbank aus Musik und Videos hochgeladene Inhalte auf YouTube abgleicht und prüft, ob YouTuberInnen Inhalte (bespielsweise aktuelle Songs) verwenden, ohne dafür die Rechte erworben zu haben. Zehn Jahre nach der Einführung dieses Systems wurden so bereits über drei Milliarden US-Dollar an Urheber ausgezahlt. Vor allem die Musikindustrie zählt zu den großen Gewinnern der Nutzung. So haben im Jahr 2017 knapp 95 Prozent aller erhobenen Claims der Musikindustrie durch Content ID zu Auszahlungen geführt.

Wie Content ID funktioniert und was Sierra Kidd damit zu tun hat

Wenn YouTuberInnen ohne entsprechende Rechte oder Lizenzen Inhalte für ihre Videos nutzen, erhebt das Content ID-System einen Anspruch bzw. „Claim“ auf das Material. Der Rechteinhaber kann daraufhin entweder das Video sperren lassen, es monetarisieren (also Geld damit verdienen) oder das Video beobachten, ohne dagegen vorzugehen. Entscheidet sich der Rechteinhaber dafür, es zu monetarisieren, wird dem Video Werbung vorgeschaltet und die Einnahmen daraus fließen an den Urheber. Wie Sierra Kidd kann sich der Rechteinhaber allerdings auch dafür entscheiden, keinerlei Ansprüche für die Nutzung seines Materials einzufordern.

Sierra Kidd – Falte Die Hände

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Auch Ahzumjot gab nun auf Twitter bekannt, dass Fans seine Musik, zumindest die, die nicht über ein Major-Label erschienen ist, ab sofort auch für ihre YouTube Videos nutzen dürfen. Es stellt sich daher die Frage, ob dieser Schritt Sinn macht und wenn ja, warum nicht mehr KünstlerInnen diesem Beispiel folgen und ihre Musik freigeben. Einerseits bricht KünstlerInnen mit der Aufhebung aller Claims eine direkte Einnahmequelle weg, andererseits gibt es viele MusikerInnen, denen die Rechte an ihren eigenen Songs gar nicht gehören. Je nach Vertrag treten manche KünstlerInnen diese Rechte an ihr Label ab, wenn sie zum Beispiel einen sogenannten „360-Grad-Deal“ unterschreiben. Musiklabels und vor allem Major-Labels distanzieren sich davon, Urheberrechts-Ansprüche aufzugeben, vor allem auf Grund des finanziellen Aspekts. Im Fall von Sierra Kidd jedoch macht dieser Schachzug absolut Sinn. Er legt in erster Linie Wert darauf, Kunst- und Kulturschaffenden den Zugang zu Musik zu erleichtern und ihre Kreativität zu fördern. Damit geht er einen Schritt in die Richtung, seine Kunst zu einem allgemeinen Gut zu machen.

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