Spotlight Irland: Die fünf spannendsten Künstler
Irland kann nicht nur U2. Doch wer sich auf die Suche nach populärer Musik aus dem Inselstaat begibt, dem spuckt Google abseits des Superstars erst einmal viel Klischee aus. Macht nichts, wir haben für euch die Spreu vom Weizen getrennt und aufstrebende Künstler aus den verschiedensten Genres zusammengestellt. Entdeckt auf den folgenden Seiten die fünf spannendsten Acts aus Irland! Hört und abonniert hier außerdem unsere ausführliche „Spotlight Irland“-Playlist bei Spotify:
Soulé
Oberflächlich betrachtet scheint Irlands Musikszene vor allem aus Rockbands und mäßig interessanten Singer-/Songwritern zu bestehen. Soulélässt sich in keine dieser beiden Richtungen einordnen. Mit ihrem elektronischen R’n’B mausert sich die Sängerin mit kongolesischen Wurzeln gerade zu einem verheißungsvollen Irland-Export, lässt sich ihr Auftreten doch als durch und durch kosmopolitisch einstufen. Soulés tanzbarer Sound macht jedenfalls nicht an den Landesgrenzen halt. Das kommt nicht von ungefähr. Schon als Kind sang und tanzte sie mit ihrer Mutter zu den Spice Girls und zählt trotz „cheesyness“-Gefahr bis heute Girlgroups wie TLC und Destinys Child zu ihren Lieblingskünstlern. Ihren ersten Gig spielt sie mit dreizehn Jahren. Schaut man sich ihre Clips an, wird klar: Soulé hat die amerikanische Popkultur minutiös studiert, so können Produktion, Outfits und Videoästhetik inzwischen locker mit einigen der großen Namen aus Übersee mithalten. Bislang ging es für die junge Künstlerin zumindest aufs größte Musikfestival Irlands und das Newcomer-Stelldichein Eurosonic in den Niederlanden. Dieses Jahr soll nach einigen Singles endlich eine EP folgen.Rejjie Snow
Irländischer HipHop, das funktioniert – und zwar verdammt gut! Wer Rejjie Snowals Geheimtipp bezeichnet, ist da fast schon spät dran, so arbeitete der Rapper bereits mit US-Größen wie Future oder Joey Bada$$ zusammen. Dafür hagelte es Klicks in Millionenhöhe, doch Rejjie ist dennoch kein Rapper, der auf Hypetrains aufspringt. Seine Musik ist sanft, unaufgeregt und bewegt sich fernab vom Trap-Mainstream und den Hit-Giganten á la Migos oder Travis Scott. Mit „The Moon & You“ veröffentlichte der Dubliner Künstler wohl eins der schönsten Tapes 2017, schwebend zwischen Blues-Balladen und entschleunigten Piano-Beats. Am 16. Februar erscheint mit „Dear Annie“ nun Rejjie Snows langerwartetes Debütalbum. Aufgenommen in Studios rund um den Globus, lädt der Rapper darauf gleichsam Künstler aus aller Welt ein, zum Beispiel die Norweger Popsängerin Anna of the North. Und auf dem diesjährigen splash! Festival wird der Ire sein Debüt sogar in Deutschland präsentieren.Lyra
„Like a rabbit in the headlights“beschreibt frei übersetzt den Zustand, in dem man vor Entsetzen weder klar denken noch fliehen kann. Gleichzeitig ist die Redewendung Titelgeber für einen Song auf Lyras erstem Release, mit dem sie 2016 erstmals an die Öffentlichkeit trat. Mit viel Hall auf der Stimme und optischen Anleihen an die keltische Mythologie präsentiert die Sängerin aus Cork ein Soundbild zwischen Beklemmung und Ekstase. Außer ihrem Vornamen (der auch schon nicht besonders suchmaschinenoptimiert ist) gibt Lyra kaum etwas von sich preis. „I was delighted to be born with that as one of my birth-names. Everything else, I want to keep under wraps. Once you start telling people everything the mystique vanishes. My friends know me — I want everyone else to know me for my music”.Passt immerhin zu ihren Songs, in denen ebenfalls immer etwas Märchenhaftes, Geheimnisvolles mitschwingt.Eomac
https://soundcloud.com/eotrax/resist-all-dogma Nichts für zarte Ohren: Ian McDonnell aka Eomacverlangt seinen Zuhörern oft einiges ab. Das ist kein leicht zugänglicher Deephouse, den der Dubliner in den heimischen Clubs von seinem MacBook feuert, sondern eine hypnotisierende Kakaphonie aus umherfliegenden Bässen, Synthies und Drums. Da surrt, brummt und stampft es an allen Ecken und Enden und findet sich am Ende doch mit dem zusammen, was zusammen gehört. Inzwischen zählt Eomac zu den festen Instanzen der irischen Clubkultur und ist neben einer Karriere als gefragter DJ auch Label-CEO und Teil des Künstlerduos Lakker. Aber auch in Berlin trifft man den Allrounder immer wieder live an, sei es im Berghain oder als Gast im kultgewordenen Boiler Room.Laoise
Manchmal beginnen Musikerkarrieren durch ein Klischee. Das erste Instrument, das Laoise mit gerade einmal fünf Jahren lernte, war tatsächlich die Geige. „I saw an orchestra on TV and fell in love with the violin. I asked my parents if I could learn and I grew up playing traditional Irish music. We’d call it the fiddle”, lacht sie in einem Interview mit “The 405”. Es folgten Klavier, Gitarre und schließlich das Singen – das letztendlich in Laoises Status Quo als irische Pop-Hoffnung mündete. „Electro-pop and sad stories”, so fasst die Künstlerin aus Galway ihr musikalisches Schaffen kurz und bündig zusammen. Das bedeutet aber keine strikte Melancholie, sondern eine Bandbreite von kaugummipinken Radiosingles („Bother“) bis hin zu Vamp-Ästhetik auf verschleppten Synthie-Beats („Rich“). Ihr nächstes Release ist für dieses Frühjahr angesetzt.
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