Spotlight US-Girlpunk: Die fünf spannendsten Bands
Patti Smith, Siouxsie Sioux und Co. haben bereits vor 40 Jahren den Anfang gemacht – jedes weitere Jahrzehnt brachte dann weitere Punkgöttinnen hervor. Diese ermutigen Frauen bis heute, die Blümchenfassade einzureißen und ihr eigenes Ding zu machen. Doch noch immer fühlt es sich an, als wären Frauen gerade in der Punk-Szene eine Rarität. So, als müsste man erst einmal lange suchen, um sie zu finden. Das ist scheiße und zudem völliger Quatsch! Deshalb stellen wir hier fünf unserer derzeit liebsten Bands aus Übersee vor, die vor Girl Power nur so strotzen. Hört und abonniert hier unsere ausführliche „Spotlight US-Girlpunk“ Playlist bei Spotify:
Daddy Issues
Die Gründungsgeschichte der Daddy Issues könnte perfekter kaum sein: Vor knapp vier Jahren sah Sängerin und Gitarristin Jenna Moynihan den Schriftzug „Daddy Issues“ auf der Wand einer DIY-Konzertlocation in Nashville und dachte, dass dies wohl der Name einer Girlpunk-Gruppe sei. Da dem allerdings nicht so war, rekrutierte sie kurzerhand ein paar Freunde und gründete die Band selbst. Auf ihrem 2017 erschienenen zweiten Album „Deep Dream“ präsentierten Daddy Issues dann eine Mischung aus „Bubble-Grunge“ und diesiger Pop-Musik, die von Fuzz-Gitarren, straighten Riffs und einprägsamen Singalong-Refrains lebt. Wo das Trio auf seiner in Eigenregie veröffentlichten Platte „Can We Still Hang“noch um die Aufmerksamkeit des „Blue Haired Boy“ buhlte, sind zwei Jahre später die Herzen gebrochen und Frustrationen aufgetaucht: So präsentiert Sängerin Jenna Moynihan Zeilen wie „I’ve been losing since I lost my virginity“ oder beschäftigt sich im eindringlichen „I’m Not“ mit sexueller Gewalt und Nötigung.Bleached
Bereits auf dem 2013 veröffentlichten Debütalbum „Ride Your Heart“ präsentierten die Schwestern Jennifer und Jessie Clavin zusammen mit Micayla Grace und Nick Pillot als Bleached einen ganz eigenen Stil: Energetischer Garagenrock, der von einem feinen Gespür für eingängige Melodien sowie Anleihen an sonnigen California-Punk und Westcoast-Rock lebt. Als sie im Jahr 2016 dann ihre zweite Platte „Welcome The Worms“ präsentieren, bleibt die Band aus Los Angeles ihrem Stil treu und beschäftigt sich dazu mit desillusionierten Millennials und den schattigen Seiten des Hollywood Boulevards. Wenn Jennifer Clavin beispielsweise singt„I can’t keep wasting my emotions on you“, dann ist das keine Anklage an ihren Ex, sondern vielmehr eine starke und hoffnungsvolle Botschaft der Reflexion – Trennungen haben eben auch ihre guten Seiten.Sheer Mag
Auf ihrem Debütalbum „Need To Feel Your Love“ bewegt sich die aus Philadelphia stammende Band Sheer Mag zwischen Power-Pop, lebendigem Punk-Ethos und 70er-Jahre Kraftrock á la Slade, Kiss oder New York Dolls. Was das Quintett dabei so besonders macht? Sheer Mag holen sich für ihren Sound Inspiration aus vergangengen Jahrzehnten, aber transformieren diesen mit großartigen Gitarrenriffs, der gleichsam harten und zärtlichen Stimme von Frontfrau Tina Halladay sowie Zeilen über romantische Obsessionen und gesellschaftliche Zwänge ins Hier und Jetzt.Dog Party
Dog Partysind zwei Schwestern, Gwendolyn und Lucy Giles, aus Sacramento, die zwar gerade mal 21 und 19 Jahre alt, aber jetzt schon alte Hasen im Business sind. Als Lucy in der dritten Klasse war, stellte sie sich ihr erstes Schlagzeug bei einem Yardsale zusammen, Gwen schnappte sich eine Gitarre. Von da an stand das Schicksal der beiden fest: Zehn Jahre und fünf Alben später sind die beiden mehrmals durch die USA und Teile Europas getourt und haben dabei die Herzen tausender Besucher erobert. Selbst über die Jahre hinweg lässt sich ihre Liebe zum Punk und Garage Rock der 70er, 80er und 90er Jahre nicht leugnen. Man kann ihren Sound problemlos zwischen den von The Runaways, Lunachicks und The Ramones packen. Nicht umsonst findet man auf ihrem aktuellen Album „‚Til You’re Mine“ zwei großartige Cover von Bikini Kills „Rebel Girl“ und Xs „Los Angeles“. Mit schroffen Riffs, frechen Harmoniengesängen und knallharter Punkrock-Attitüde werden die beiden wohl eines Tages noch den Rock’n’Roll retten, denn selten gab es so junge Bands, die selbst die alten Punker nostalgisch werden lassen, ohne dabei wie ein x-beliebiger Abklatsch zu klingen.Diet Cig
Die Entstehungsgeschichte von Diet Cigist genauso lässig wie ihr Name. Kennengelernt haben sich Sängerin und Gitarristin Alex Luciano und Drummer Noah Bowman bei einem Konzert von Noahs alter Band in New Paltz, New York. Dass Noah gerade am Schlagzeug zugange war, hielt die damals 18-Jährige Studentin nicht davon ab, ihn nach einem Feuerzeug zu fragen. Am nächsten Tag ließ sie sich von Noah ein Handpoke Tattoo am Fuß stechen, sie bot ihm dafür an, sein neues Musikvideo zu drehen. Schnell wurde Alex jedoch klar, dass sie selbst auf der Bühne stehen und Musik machen wollte, genau wie ihre Vorbilder Frankie Cosmos oder Frances Quinlan von Hop Along. Kurzerhand gründeten die beiden Diet Cig und schrieben zwei EPs namens „Over Easy“ und „Sleep Talk“. Im letzten Jahr brachte das „Slop Pop“-Duo dann mit „Swear I’m Good At This“ ihr lang ersehntes Albumdebüt raus. Die Platte umfasst 12 schnelle Lo-Fi Powerchord Balladen, die beim ersten Hören unscheinbar klingen mögen, aber durch witzige Lyrics und eingängige Melodien unfassbar viel Spaß machen. Doch damit nicht genug: Alex kündigte bereits an, für das nächste Album, das noch in diesem Jahr erscheinen soll, mehr Tricks auf der Gitarre zu lernen – ohne dabei natürlich ihren DIY-Charme, den Diet Cigs Sound so besonders macht, zu verlieren.
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