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Unorthodoxe Heaviness und große Gesten: Die besten neuen Metal-Releases

Posted in: Hard in Here

Full Of Hell & Andrew Nolan – Scraping The Divine

In knapp zweieinhalb Jahren und 63 Ausgaben von Hard In Here ist wahrscheinlich keine Band so oft in dieser Kolumne aufgetaucht wie Full Of Hell. Sechs (Kollab-)Alben und EPs haben die musikalischen Grenzgänger allein seit 2022 rausgebracht. Die neueste Zusammenarbeit mit Industrial-Musiker Andrew Nolan ist nach etwas geradlinigeren Releases mal wieder in der Kategorie „interessant“ einzuordnen.

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„Scraping The Divine“, aufgenommen in mehreren Sessions zwischen 2019 und 2023, besteht aus Experimenten zwischen Noise, Deathgrind und Industrial, die auf Klangtexturen und eine kaustische Grundstimmung fixiert sind. Teils kriechen die Songs mit ihren wabernden Ambientflächen zäh aus den Boxen („Hemlock Gnosis“), manchmal blasten sie uns um die Ohren wie ein Schwarm aufgebrachter Hornissen („Approaching The Mononlith“), ab und zu ziehen sie uns auch mit ihren mechanischen Grooves in ihren Bann („Irradiated Sands“). Es war wohl nicht ihre Absicht, aber: Besser kann man die Anspannung und Wut aufgrund des aktuellen politischen Fiebertraums nicht vertonen.

The Body – The Crying Out Of Things

Sind Full Of Hell die Hard-In-Here-Könige, können sich The Body mit ihren zahlreichen Releases direkt auf Platz zwei hinter ihren Brüdern im Geiste einordnen. Nach dem wirklich grandiosen Album „Orchards Of A Futile Heaven“ mit Dis Fig veröffentlicht das Duo zum Jahresende nun noch ein Solowerk. „The Crying Out Of Things“ ist eines dieser ganz essenziellen The-Body-Alben – ein Fest der glitchy Distortion und unorthodoxen Heaviness.

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Das Duo zieht Einflüsse von Punk („Less Meaning“) bis Hip-Hop („The Building“) durch den Reißwolf, verarbeitet in seinem verqueren Maximalismus gregorianische Chöre und Bläserparts, und gibt sich ganz der Viszeralität hin. Von Sänger/Gitarrist Chip Kings gequälten, sirenenhaften Schreien bis hin zu Schlagzeuger/Programmierer Lee Bufords dubby Drums ist hier alles entstellt, verzerrt und verformt – und mehr wünscht man sich von The Body doch eigentlich gar nicht.

Neànder – III

Instrumental but make it catchy: Auf ihrem dritten Album haben sich Neànder ganz den großen Melodien verschrieben. Generell wirkt hier alles etwas leichter und kompakter, als man es in der Vergangenheit von den Berlinern gewohnt war – das offenbart sich nicht nur an der eher optimistisch-melancholischen Grundstimmung von „III“, sondern auch an der für das Genre doch eher kurzen Spielzeit. Wobei: In welchem Genre man Neànder mit diesem Release verortet, steht eh zur Debatte. Irgendwo zwischen Post-Rock und Sludge mit einem Hang zu hymnischen Momenten und großen Gesten, vielleicht.

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Neànder packen neben ihre Riffs in etwa eine halbe Stunde eine ganze Menge Vielfalt, von schwermütigen Streichern über Akustikgitarren-Akzente bis hin zu dem countryesken Interlude „Schwarzer Sand“, das dem subtilen Americana-Roadtrip-Feel des Albums die Krone aufsetzt – Route 66, die unendlichen Weiten der Straße, ihr wisst. Die Reise lohnt sich.

Hier gehts zur Hard in Here Playlist:

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Christina Wenig ist Redakteurin, Journalistin und Fotografin aus Berlin. Für Magazine wie Visions und Metal Hammer schreibt sie über Metal, Hardcore und Artverwandtes; auf ihrem Instagram-Kanal teilt sie Live-Eindrücke aus verschwitzten Clubs und sinniert über Feminismus, Antifaschismus, Filme und ihren Hund.

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