Pinar Atalay trifft Casper: Über die gemeinsame Heimat, Karrierewege & Chancengleicheit
Auch wenn er das selbst vermutlich nie so sagen würde: Benjamin Griffey aka Casper ist ein lebendiges Stück deutscher Hip-Hop-Geschichte. Sein Album „XOXO“ öffnete 2011 die Tür für eine neue Generation von Rapper:innen, die zunehmend Verletzlichkeit und Emotionen in ihrer Musik thematisieren. Den Grundstein dafür bilden Songs wie „Kontrolle/Schlaf“ und „Michael X“. Aber auch heute, mehr als zehn Jahre und zwei weitere erfolgreiche Solo-Alben später, trägt Casper sein Herz auf der Zunge.
Die Psyche im Spotlight
„Ich hab’ heute wieder dran gedacht / dass ich mir zu viel Gedanken mach’“, so empfängt uns Casper auf dem Titeltrack für sein kommendes Album „Alles war schön und nichts tat weh“. Mehr denn je thematisiert der Wahlberliner psychische Gesundheit und den Umstand, dass diese ganz schön angeknackst werden kann, wenn man über Nacht zur nationalen Sensation wird. Denn der Erfolg von „XOXO“ hat Casper seinerzeit schlagartig auf die größten Bühnen des Landes befördert, die der Musiker in den folgenden Jahren unermüdlich bespielt hat. „Im Ascheregen“, „Ganz schön okay“ und „Keine Angst“ sind längst vielfach erprobte Live-Hymnen – ganz zu schweigen natürlich von „1982“, dem gemeinsamen Album mit Marteria.
Mehr als Rap
Nachdem dieser letzte Langspieler wie ein Soundtrack für den Festivalsommer 2018 ausfiel, blickt Casper nun weit über den Hip-Hop-Tellerrand hinaus. Mit „Alles war schön und nichts tat weh“ eröffnet er sich wie auch schon mit „Lang lebe der Tod“ und zuvor „Hinterland“ eine neue Soundwelt. Für „TNT“ holt er sich den Rap-Kollegen und Soundfrickler Tua an Bord, während „Mieses Leben / Wolken“ den gleichnamigen Song von Haiyti neu interpretiert. Von markerschütternden 808s bis hin zu großen Kompositionen und Ambient-Einschlägen ist jeder Ton fein säuberlich gesetzt, während Caspers berühmt-berüchtigte raue Stimme wie ein roter Faden durch das Projekt führt.
Aus dem Extertal in die Welt
Für unsere neue Titelstory trifft sich Casper in der Pan Am Lounge in Berlin mit einer alten Freundin: Pinar Atalay. Denn die ist nicht nur erfolgreiche Moderatorin von Nachrichten-Formaten wie RTL Direkt und zuvor den Tagesthemen, sondern teilt sich auch ihre Heimat mit Casper. Beide stammen aus dem verschlafenen Bösingfeld im westfälischen Extertal. Hier starten Pinar und Casper ihr Gespräch – zumindest inhaltlich – und sprechen über ihre Schulzeit und den jeweiligen Werdegang zum Rapper und zur Nachrichtensprecherin. Es geht um den Weg aus der Provinz in die Großstadt und umgekehrt, um die alte Heimat, die man heute viel eher zu schätzen weiß.
Außerdem beschäftigen sich Pinar und Casper mit einem weiteren gemeinsamen Nenner, der im Leben der beiden auf sehr verschiedene Art und Weise eine große Rolle spielt: Sprache. Wie sensibel sollten wir unsere Worte wählen? Können wir unsere heutigen Ansprüche an politische Korrektheit auf die Vergangenheit anwenden? Immer wieder stolpern die beiden im Gespräch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer jeweiligen Lebens- und Arbeitswelten und haken interessiert nach. Ein Nachrichtensprecherin und ein Rapper, beide aus dem selben 5000-Seelen-Dorf, treffen im großen Berlin erneut aufeinander – eine zugegeben unwahrscheinliche, aber auch unwahrscheinlich spannende Kombination.
Casper – „Alles war schön und nichts tat weh“ Tour 2022
Mit seinem neuen Song „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ kündigt Casper nicht nur ein gleichnamiges Album, sondern auch eine Tour an. Dort wird der Künstler sein am 25. Februar 2022 erscheinendes Album gleich live präsentieren.
05.05.22 München, Backstage Werk
07.05.22 Bern, Bierhübeli
08.05.22 Tübingen, Sudhaus
09.05.22 Mannheim, Alte Feuerwache
10.05.22 AT-Wien, Simm City (verlegt aus der Arena)
13.05.22 LU-Luxemburg, den Atelier
14.05.22 Hannover, Capitol
15.05.22 Hamburg, Uebel & Gefährlich
16.05.22 Dortmund, FZW
18.05.22 Leipzig, Felsenkeller
19.05.22 Berlin, Metropol
21.05.22 Köln, Carlswerk Victoria
22.05.22 Münster, Skaters Palace
23.05.22 Bremen, Modernes (verlegt aus dem Schlachthof)
07.11.2022 Leipzig, Haus Auensee
29.11.2022 Stuttgart, Porsche-Arena
30.11.2022 CH-Zürich, Halle 622
01.12.2022 Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle
03.12.2022 Hamburg, Sporthalle
05.12.2022 München, Zenith
06.12.2022 AT-Wien, Gasometer
09.12.2022 Bochum, RuhrCongress
10.12.2022 Münster, Halle Münsterland
13.12.2022 Köln, Palladium
14.12.2022 Hannover, Swiss Life Hall
16.12.2022 Berlin, Max-Schmeling-Halle
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