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Wie aus vier Indie-Muckern die Band Bilbao wurde

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Die Entstehungsgeschichte von Bilbao liest sich wie ein Märchen. In einer durchzechten Reeperbahn-Festival-Nacht beschließen die Freunde Jannes, Jan, Max und Robin im Spätsommer 2019, eine Indie-Band zu gründen. Aber: wenn man mal die Geschichte der vier Jungs betrachtet, merkt man, dass das so unüberlegt gar nicht war und es wird schon fast unklar, warum es überhaupt erst zu dieser Schnapsidee kommen musste. Denn: Sie kennen sich bereits seit Jahren, teilweise aus gemeinsamen Bandprojekten, aus gemeinsamen Studienjahren in Hamburg und aus Zeiten als WG-Mitbewohner. 2011 beispielsweise machten Jannes und Robin gemeinsam mit ihrer Band „Panama Picture“ krachende Gitarrenmusik mit elektronischen Elementen. Obwohl die Jungs einen ähnlichem Musikgeschmack und auch irgendwie die selbe Motivation hatten, und zwar Berufsmusiker zu werden, entwickelten sie sich vorerst unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen. Da ist Bassist Jannes, der als Rapper unter dem Namen Jomo von Genre-Legende Samy Deluxe entdeckt wurde und neben einigen erfolgreichen Singles und einer EP unter anderem als Support auf der MTV-Unplugged Tour des Altmeisters spielen durfte. Auch durfte er den Fans von Haiyti, Megaloh und Fünf Sterne Deluxe einheizen. Drummer Jan stand beziehungsweise hockte mit der Indie-Band Monako als Support bereits auf der Bühne mit den Leoniden und Ilgen-Nur. Robin, Gitarrist von Bilbao, gründete mehrere Bands, darunter das Indie-Pop Trio Pigments oder die Pop-Up-Band Solid Boi und auch Sänger Max tourte mit seinem Elektropop-Projekt Badger als Support für Hundreds und Jamie Lidell. Trotz massig Talent und Wille reichte es allerdings bei keinem der Projekte für mehr als den Platz unter dem Tour-Headliner. Mit „Bilbao“ soll der Platz an der Sonne nun eingenommen werden, und das mit sommerlicher Indie-Musik.

Bilbao – All Night Long Cover

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Dass die Jungs ein perfekt eingespieltes Team sind, bekam man erstmals während des Corona-Lockdowns auf ihrem Instagram-Kanal zu sehen. Mit Leichtigkeit covern sie Klassiker wie „All Night Long“ von Lionel Richie oder „Hope of Deliverance“ von Paul McCartney und nehmen sie mit in ihr sommerliches Indie-Universum. Die Parts nimmt jeder bei sich zu Hause auf, später werden sie zusammengebastelt und das alles nicht einmal 24 Stunden. Dass sich Jannes, Jan, Max und Robin erst später entschieden, gemeinsame Sache zu machen, wird jetzt zu ihrem Vorteil. Denn: Hier kommen all die Kompetenzen zusammen, die sich in den vorherigen Projekten erarbeitet wurden. Ob Jannes mit seinen Skills an der Loopstation, Max mit seiner hohen Stimme oder Robin mit nicht nur seinen Gitarren-, sondern auch Klavierkünsten, alles führt bei Bilbao zu einem ausgereiften Soundbild, dass ihre Experimentierfreude und Jugendlichkeit allerdings nie verloren hat. Das zumindest ist in Bilbaos erster Single „Lifted“ zu hören, die am Mitte Juli das Licht der Welt erblickte.

Bilbao – Lifted

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Bei „Lifted“ kommt eine bunte Mixtur aus ehrlicher Indie-Musik und urbaner Sample-Ästhetik zusammen. „Der erfrischende neue Drink auf der Karte deiner Lieblingsbar“ – heißt es im Pressetext. Erfrischend ist der Song nicht nur aus musikalischer, sonder auch aus textlicher Sicht. „I used to be a little distracted / I used to have a minute to waste / There’s nothing I have ever perfected / It just fell into place“ singt Max in der zweiten Strophe und erinnert sich an Zeiten, in denen er vor lauter Ablenkung nicht besonders viel mit sich anzufangen wusste. Dazu schreibt die Band auf Instagram: „Vieles wird uns heutzutage einfach vorgekaut, obwohl soviel eigenes Potential in jeder und jedem von uns steckt. Traut euch, euer Ding zu machen! Wenn ihr gerne mit Holz arbeitet, werdet TischlerIn. Wenn ihr das Meer liebt, fahrt zur See oder werdet BademeisterIn. Habt keine Angst davor, falsch abzubiegen oder nicht mit dem Rest mithalten zu können! Wenn ihr liebt, was ihr tut, dann werdet ihr gut darin sein. Und wenn ihr in eurem Job gut seid, werdet ihr auch genug Geld verdienen, um glücklich zu sein. Wir haben uns dazu entschieden Musik zu machen. Und auch wenn es finanziell alles andere als Easy Money bedeutet, könnten wir nicht glücklicher sein mit unserem Job“. Diese endgültige Entscheidung für das Musikerleben und gegen all die „sicheren“ Alternativen wirkt in „Lifted“ wie eine Entfesselung, die dringend nötig war. Nun können die vier Jungs, die teils in Hamburg, teils in Berlin leben, frei aufspielen und am 25. September 2020 mit ihrer Debüt-EP „Isola“ weitere Facetten ihres Sounds präsentieren. Ob sich dann neben dem mentalen Erfolg auch der kommerzielle Erfolg einstellt, ist durchaus vorstellbar. Die Voraussetzungen sind zumindest gegeben, aber das wollen die vier Jungs wohl überhaupt nicht hören.

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