TOBIAS hat „zwischendrin“ seine Debüt-EP veröffentlicht
Es macht schon Sinn, dass der aus Niederbayern stammende Newcomer TOBIAS (der übrigens einer unserer Artist To Watch für dieses Jahr war) seine Debüt-EP „zwischendrin“ genannt hat. Lief schließlich in den letzten Monaten ziemlich gut in seiner Karriere, und da muss man sicher „zwischendrin“ die Zeit fürs Studio finden. Außerdem ging dieser besagte Hype los, nachdem er die fantastisch gesungene Ballade „zwischendrin verliebt“ veröffentlicht hatte – die nun auch auf der EP ist. Musikalisch ist „zwischendrin“ ebenfalls eine gute Verortung, denn in seinem Sound vermischen sich ganz selbstverständlich Folk-Einflüsse mit 70s-Countrys-Vibes (R.I.P. Kris Kristofferson) und klassischen Indie-Rock-Songstrukturen – ohne dass sich TOBIAS auf eines dieser Genres festlegen müsste. Was am Ende vor allem deswegen so gut funktioniert, weil seine erstaunliche Stimme den Laden eh immer zusammenhält.
Gleich zu Beginn heißt es: „es reicht“
Die EP beginnt mit „es reicht“ – Worte, die wir ehrlicherweise auch gedacht haben, als wir TOBIAS zum ersten Mal entdeckten. Das war allerdings in keiner Weise auf seine Musik bezogen, sondern eher auf die Tatsache, dass wir uns so langsam mal eine Trendwende in Sachen „Künstler:innen-Namen“ wünschen. Deutsche Vornamen sind leider nun mal in den meisten Fällen langweilig – auch, wenn man sie großschreibt. Und wir schätzen ja das Selbstbewusstsein und die Musik all dieser Vornamen-Künstler:innen, die Indie-Deutschland in den letzten Jahren hervorgebracht hat, aber „es reicht“ so langsam wirklich.
TOBIAS lassen wir jetzt noch einmal durchgehen, aber wehe morgen haben wir die Debütsingle von ANDREAS, MICHAEL, JAN, KEVIN oder LUKAS im Mailfach. Ach ja, das Lied „es reicht“ ist übrigens super: beginnt mit seinem Trademark-Piano, seiner sehnenden, hier etwas verhallt aufgenommenen Stimme, wird dann hin und wieder von einem Chor ergänzt und will dann nach 50 Sekunden im ersten Chorus den ganz großen Moment auf Coldplay-Flughöhe. Könnte zum Crash führen, passt hier aber irgendwie.
Zwei neue Songs auf der EP
Seine Reise zum „siriusstern“, „fehlerlos“ und das EP-Finale „frei wie noch nie“ haben wir ja schon beim Release besprochen – und stehen weiterhin zu unserem positiven Urteil. Damit ist eigentlich neben „es reicht“ nur „bei mir“ neu, was man aber natürlich eher dem Spotify-Algorithmus vorwerfen muss.
Aber „bei mir“ ist dann immerhin ein Aufbruch in neuere Gefilde, an die sich die Puristen vielleicht noch gewöhnen müssen. TOBIAS singt hier von einem ungebetenen Gast, den er aus seinem Leben vertreiben will. Wer kennt es nicht? TOBIAS singt dazu: „Bei mir zu Hause knallt’s / Das Leben klopft an meiner Tür / Es sagt: ‚Ich mach es dir nicht leicht / Ihr hattet alles außer Zeit.“
Im Refrain wird es dann gar richtig böse: „Ich will nur, dass du weißt / Das Leben mich zerreißt / Ich hasse dich auf den Tod / Doch du bleibst bei mir.“ Musikalisch ist das Lied extrem ambitioniert: Chor, Geigen, plötzlich treibender Electro-Pop, Stimm-Effekte, Falsett-Gesang im Chorus – alles drin. Vielleicht ein wenig too much sogar? Wir hadern noch – feiern aber, dass er es sich eben nicht auf seinen Stärken ausruht und noch Entdeckerdrang hat.
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