Album der Woche: Provinz – Pazifik
Kaum zu glauben, aber die Veröffentlichung von „Neonlicht“, der allerersten Single von Provinz, jährt sich am 8. März dieses Jahr bereits zum sechsten Mal. Der Track markiert den Start einer Musikkarriere, die sich Vincent, Robin, Leon und Mosse wahrscheinlich selbst nie ausgemalt hätten. In den letzten sechs Jahren sind die drei Cousins und Leon nicht nur zu einer der bekanntesten Indie-Pop-Bands Deutschlands herangewachsen, sondern auch selbst erwachsen geworden. Dass hört man auch vor allem ihrem neuen Album „Pazifik“ an!
Die Gefühlswelt im bunten Chaos
Nach ihrem Debüt-Werk „Wir bauten uns Amerika“ und der Nachfolge-Platte „Zorn & Liebe“ haben Provinz ihr neues Album nach dem größten Ozean der Welt, dem Pazifik benannt. Entsprechend tief und weit lassen auch die elf Songs auf dem Langspieler blicken. Provinz machen eine Gefühls- und Gedankenwelt auf, in der sich (ziemlich wahrscheinlich) alle, die sich gerade in ihren 20ern befinden, wiederfinden können. Und diese Welt ist nicht zuletzt in Zeiten wie diesen manchmal ein buntes Chaos aus Weltschmerz, Wut, Sehnsucht, Angst, Nostalgie, Liebeskummer und Schmetterlingen im Bauch. Für jedes dieser Gefühle gibt es auf „Pazifik“ den perfekten Song!
Provinz sprechen uns aus der Seele
Und genau das, macht Provinz als Band, aber auch die neuen Platte „Pazifik“ so spannend. Die vier Wahlhamburger sind eben nicht nur die Band, die politische Songs wie „Draußen ist Krieg“ schreibt oder romantische Love Songs wie „Walzer“ veröffentlichen kann. Klar, darf auf einem Provinz Album eine unbeschwerte Indie-Feel-Good-Hymne wie „Sommer macht melancholisch“ nicht fehlen und auch Coming-Of-Age-Geschichten blitzen hier und da durch, doch „Pazifik“ hält ebenso nachdenkliche Momente wie in „1000 Nächte“ bereit. Welche Art von Abschied Sänger Vincent in der Klavierballade besingt, lassen die Lyrics offen, sodass der Song dadurch allumfassend bleibt, aber nie beliebig wirkt – Worte wie diese gehen auch ohne viel Kontext unter die Haut: „Ich sag’s dir ehrlich, Leben war noch nie so schwer / Du bist gegang’n und alles schiebt und alles zerrt“
Auch Keyboarder Robin sorgt für einen besonders emotionalen Moment auf „Pazifik“. Mit „Alaska“ steuert er nämlich bereits zum zweiten Mal ein Skit auf einem Provinz-Album bei, auf dem er nicht nur hinter der ausdrucksstarken Klavier-Melodie steckt, sondern sich auch selbst ans sehr persönliche Songwriting und vors Mikro wagt – mit Erfolg! Allgemein verrät ein Blick in die Songcredits, dass diesmal auch vermehrt alle vier Bandmitglieder beim Songwriting beteiligt waren.
Außerdem auffällig: „Pazifik“ ist das Album der Pre-Hooks! Selten waren diese so unfassbar eingängig und gefühlsgeladen wie auf diesem Album – ja, selbst mache Refrains stechen die Pre-Hooks in ihrer Empfindsamkeit aus. Hier einer unserer Favoriten aus „1000 Nächte“: „Und fliegen Vögel auch im Regеn / Gibt es Drogen, die nicht wеhtun / Ist es okay, wenn meine Sorgen deine sind“
Musikalisch alles beim Alten?
Wie auch bereits in der Vergangenheit bilden Vincent, Robin, Leon und Mosse an ihren jeweiligen Instrumenten das Fundament des Albums. Wer aber etwas genauer hinhört, erkennt auch ein paar ganz neue Einflüsse auf Pazifik: Hier und dort schleichen sich Streicher in die Arrangements, die „Pazifik“ seine Schwere und Weite geben. Aber auch vor allem Synthies verleihen dem bisher immer sehr analog klingenden Sound der Band einen elektronischen, moderneren Touch.
Ein Track der jedoch eher an die Anfänge von Provinz erinnert, ist „Indigo“, der letzte Track des Albums. Diesen heben die Jungs auch selbst als besonderes Highlight der Platten hervor. Hier werfen sie einen Blick zurück in ihre Jugend, in die prägendste Zeit ihres Lebens. „Indigo ist eine Art Liebesbekundung an unsere Freund:innen und Erlebnisse aus unserer Jugend. Und gerade jetzt, wenn man ein paar Jahre älter ist und zurückschaut, erkennt man, dass es mit die schönsten und wichtigsten Momente waren, die man hatte.“ Ob diese noch getopt werden können? Vielleicht ja von den größten eigenen Open Airs, die Provinz im Sommer spielen werden. Bis dahin heißt es aber „Pazifik“ auf Dauerschleife hören und fleißig Texte auswendig lernen.
Wir verlosen „Pazifik“ auf Vinyl!
Wir verlosen ein paar Vinyle von „Pazifik“. Dafür müsst ihr uns eine Mail mit dem Betreff „Pazifik“ an verlosung@diffusmag.de schicken und sagen, welcher euer Lieblingssong auf dem neuen Album ist.

Das neue DIFFUS Print-Magazin
Titelstory: SSIO
Außerdem im Heft: Interviews mit badmómzjay, t-low, Magda, Paula Engels, fcukers, Betterov uvm. Außerdem große Reportagen über Kneipenkultur, Queer Rage und Essays!